Der Urheber
, [
1151-1152] des -s, plur. ut nom. sing.
Fämin. die Urheberinn, eigentlich diejenige Person, welche ein Ding, eine Sache
angefangen, angehoben hat, so wohl in gutem als bösem Verstande, doch mehr im
letzten, als im ersten; der Anfänger. Der Urheber eines Streites, eines
Krieges. Der Urheber des Aufruhres ist noch nicht ausfindig gemacht worden, der
Anstifter, Rädelsführer. Der Urheber einer Religion. In weiterer Bedeutung eine
jede Person, in welcher ein anderes Ding seinem Wesen und seinen Eigenschaften
nach gegründet ist, eine Person, so fern sie die wirkende Ursache eines Dinges
ist; in welcher Bedeutung es besonders in der philosophischen Schreibart der
neuern Zeiten häufig gebraucht worden. Gott, der Urheber aller Dinge. Sich
streiten, ob Gott der Urheber des Bösen in der Welt ist. Ein Gönner ist der
Urheber unsers Glückes. Der Urheber eines Buches, dessen Autor, besser der
Verfasser. Anm. Das Wort ist alt, und ist zugleich eines von den wenigen mit ur
zusammen gesetzten Wörtern, welche allgemein gangbar geblieben sind, besonders
in der ersten engern Bedeutung. Es lautet bey dem Hornegk, zu Anfange des 13ten
Jahrhundertes Orthab, Orthaber, bey seinen Zeitgenossen Urhab, Anhab u. s. f.
und stammet von dem alten Zeitworte urheben für erheben her, welches im
eigentlichen Verstande schon bey dem Raban Maurus vorkommt: urhephit,
extollite; hernach aber figürlich, so wie anheben, für anfangen gebraucht
wurde, in welcher Bedeutung erheben noch jetzt in manchen Fällen üblich ist. Ur
bedeutet hier also nicht eigentlich das erste eines Dinges, gleichsam den
ersten Anfänger, sondern hat die Bedeutung des auf, eine Bewegung in die Höhe
zu bezeichnen. Kero und Notker gebrauchen für Urheber das völlig veraltete
Ortfrummi, von dem noch Baierischen und Oberpfälzischen fremman, friemen,
anfangen, und ort, welches hier so wie in Hornegks Orthab mit ur gleich
bedeutend ist. Ulphilas gebraucht für anfangen mit einer andern aber gleich
bedeutenden Vorsylbe ushafjan, im Dänischen aber heißt der Urheber nach einer
sehr buchstäblichen Übersetzung Ophavsmand, Aufheber.
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1151-1152]