Unterweisen
, [
1123-1124] verb. irreg. act. (
S. Weisen;) unterweise, unterwiesen, zu unterweisen;
welches nach Maßgebung des Zeitwortes weisen, eigentlich bedeutet, durch Weisen
oder Zeigen unbekannte Handgriffe oder Fertigkeiten beybringen; mit dem
Accusativ der Person, und dem Vorworte in, in Ansehung der Sache. Ein Kind im
Schreiben, eine Person im Tanzen, jemanden im Reiten, im Fechten, in der Musik,
unterweisen. Der Meister unterweiset seine Lehrlinge. Daß er sie unterweisete
zu singen, (unterwiese im Singen,) 1 Chron. 16, 22. Ehedem wurde es mit der
vierten Endung der Sache häufig für das einfache weisen, zeigen gebraucht, in
welchem Verstande es aber im Hochdeutschen veraltet ist. Er wird ihn
unterweisen den besten Weg, Ps. 25, 12. Unterweise mich den Weg deiner Befehle,
Ps. 119, 8. Der ihn unterweise den Weg des Verstandes, Es. 40, 14. Dieser war
unterweiset (unterwiesen) den Weg des Herrn, Apost. 18, 25. Desto häufiger wird
es im Hochdeutschen figürlich von Beybringung wissenschaftlicher Kenntnisse und
Begriffe gebraucht. Da es denn mit unterrichten gleich bedeutend ist. Jemanden
im Christenthume, in der Erdbeschreibung, in der Mathematik unterweisen. Siehe,
du hast viel unterweiset (unterwiesen) und müde Hände gestärket, Hiob 4, 3.
Herr unterweise mich nach deinem Wort, Ps. 119, 169. Auf daß ich auch andere
unterweise, 1 Cor. 14, 19. So auch die Unterweisung, die Handlung des
Unterweisens. Anm. Schon Ottfried gebraucht es für lehren, er al iz untarwesta,
er lehrete es alles; woraus erhellet, daß es mit der vierten Endung der Sache
schon sehr alt ist, obgleich diese Wortfügung im Hochdeutschen unter die
veralteten gehöret. In dem sehr alten Fragmente von dem Gespräche mit dem
Samaritanischen Weibe, ist untarneuizzun, beweisen. Das Schwed. undarvisa ist
mit dem Hochdeutschen gleich bedeutend, im Niederdeutschen hingegen kann
underwisen, so wohl zurecht weisen, als auch zu einer Pflicht anhalten,
anweisen, bedeuten. Die eigentliche Bedeutung des unter ist hier eben so dunkel
als in unterrichten. Die reguläre Conjugation, welche noch in der Deutschen
Bibel vorkommt, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich.
S. Weisen.