Der Unterschleif
, [
1115-1116] des -es, plur. doch nur in der
zweyten Bedeutung von mehrern Arten, die -e. 1. Die Beherbergung, die Aufnahme
unter sein Dach; eine im Hochdeutschen nicht sehr gangbare, im Oberdeutschen
aber üblichere Bedeutung, wo das Wort auch Unterschlauf lautet, und von einer
jeden Aufnahme, oder Beherbergung gebraucht wird. Unterschleif suchen, eine
Herberge. Jemanden Unterschleif geben, ihn beherbergen. Den armen vertriebenen
Piemontesern Unterschlauf und Herberg zu suchen, Bluntschli, ein Schweizer.
Welchen ein Gastwirth großentheils Unterschlauf gegeben, eben ders. Wenn es in
den Hochdeutschen Gerichten in diesem Verstande ja gebraucht wird, so geschieht
es allemahl mit dem Nebenbegriffe des Heimlichen und Unerlaubten. Verdächtige
Leute, Diebsgesindel Unterschleif geben. Im Oberdeutschen hat man auch das
Zeitwort unterschleifen, herbergen. Das ganze Wort ist elliptisch, und bedeutet
eigentlich unter sein Dach oder Obdach schleifen oder bringen; wo der
verächtliche Nebenbegriff in dem Zeitworte schleifen freylich gegründet genug
ist, (
S. Schleifweg.) Bey dem Willeram kommt noch das Zeitwort
untarstiufen, als ein Neutrum, vor, wofür wir jetzt unterschlüpfen sagen
würden. 2. Im Hochdeutschen ist es außerdem noch in einer doppelten figürlichen
Bedeutung üblich, wo Unterschleif machen oder begehen, theils unterschlagen
bedeutet, d. i. das, was für einen andern bestimmt ist, böslich für sich
behalten, theils auch die Obrigkeit bey den Abgaben heimlich und böslich
bevortheilen; Schleif- oder Schleichhandel treiben. Man macht in diesem
Verstande Unterschleif, so wohl, wenn man verbothene Waaren heimlich
einschleifet, als auch, wenn man erlaubte Waaren heimlich einbringet, ohne die
Abgaben davon zu entrichten. Im Schwed. gleichfalls Unterslef. Unter scheint
hier mit dem Vorworte unterschlagen gleich bedeutend zu seyn, oder auch für
unter der Hand, d. i. heimlich, einschleifen, zu stehen. Im Oberd. ist Schleif,
Schliff, ein Rank, verborgener Betrug, ein Kniff oder Schlich, welches letztere
nahe damit verwandt ist, und in einigen Gegenden ist unterschleichen überhaupt
so viel als hintergehen.