Ungeheuer
, [
855-856] -er, -ste, adj. et adv. der
Gegensatz von dem im Hochdeutschen veralteten geheuer, so fern es besonders
angenehm, sanftmüthig, zahm u. s. f. bedeutete. Ungeheuer wird jetzt im
Hochdeutschen noch am häufigsten von Dingen gebraucht, welche wegen ihrer
Menge, Größe und Intension Furcht, Schrecken und Erstaunen erwecken. Das
ungeheure Meer. Der ungeheure Raum des Himmels. Ungeheuer groß, viel, sehr. Ein
ungeheurer oder ungeheuer großer Berg. Ein ungeheurer Mensch, der
außerordentlich groß ist. Ungeheure Schmerzen empfinden, ungewöhnlich heftige.
Ungeheure Thiere und Vögel, Jer. 50, 39; wenn es anders daselbst nicht in der
veralteten Bedeutung für wild, furchtbar überhaupt gebraucht wird. Eine
ungeheure Lüge, außerordentlich große. Ungeheuer laufen, außerordentlich
schnell, im gemeinen Leben. Figürlich wird es, doch am häufigsten nur im
gemeinen Leben, noch für wild, unbändig, scheußlich gebraucht. Ein ungeheurer
Mensch, ein unbändiger. Nieders. ungehür. Ehedem bedeutete es auch häufig
unglücklich, widerwärtig, widrig, als der Gegensatz von geheuer, angenehm. Es
soll euch nichts ungeheures widerfahren, Apost. 28, 6. Da denn Ungeheuer und
Ungeheurigkeit ehedem auch wohl für Unglück gebraucht wurde.
Das im khein Leyd noch Vngehewr Durch mein Anschlag geet zu
handen, Theuerd. Kap. 53.
Dem mag nichts übels oder vngehurigkeit zugefügt werden,
Garten der Gesundh. c) 1490.
S. Geheuer.