Der Trotz
, [
699-700] des -es, plur. car. ein Wort,
welches die Begriffe, der Zuversicht, des Drohens, des muthigen Widerstandes,
und der Herausforderung in sich vereiniget, und wenigstens in einigen Fällen
ein Intensivum so wohl von Trost in der veralteten Bedeutung der Zuversicht und
Kühnheit, als auch von drohen ist. Es bedeutet. 1) * Kühnheit, eine veraltete
Bedeutung, in welcher noch das Beywort trutzlich für kühn, verwegen, im
Theuerdanke vorkommt.
Wenn ich ewrs geleichen wer Vnnd in solchem grossen gelück So
wohl ich bestan ein trutzlich stück, Kap. 85.
2) Hoher Grad des Vertrauens auf eigene Vorzüge oder fremde
Hülfe, verbunden mit der festen Entschließung, allen Hindernissen muthig
entgegen zu gehe; in welchem Verstande sich dem Trotze Zuversicht, Stolz und
Kühnheit vereinigen. Sie verlassen sich auf ihren Harnisch und sind voll
Trotzes, 2 Macc. 8, 18.
Ich will mit edlem Trotz den Weg der Tugend gehen, Weiße.
Da es denn in der höhern Schreibart auch wohl figürlich den
Gegenstand der festen Zuversicht bezeichnet. Der Herr ist dein Trotz, Sprichw.
3, 26. Der Weg des Herren ist des Frommen Trotz. Kap. 10, 29. Worauf verlässet
er sich, wer ist sein Trotz? Sir. 34, 18. 3) In vielen Fällen ist mit einiger
Abänderung der Trotz, die herrschende Neigung mit Beyseitsetzung aller
glimpflichen Maßregeln, einem andern so wohl öffentlich Widerstand zu leisten,
als auch ihn zum Widerstande gegen unsere Beleidigungen aufzufordern. Einen
Trotz beweisen, eine veraltete Redensart, wofür man lieber sagt, trotzig gegen
ihn seyn, oder in manchen Fällen auch, ihm Trotz biethen, so wohl durch
offenbaren Widerstand, als auch durch dreiste Ausforderung zum Widerstande.
Trotz sey dir gebothen! Er biethet aller menschlichen Gewalt trotz. Jemandes
Trotz demüthigen. Jemanden etwas zum Trotze thun, mit offenbarem Widerstande
gegen dessen Willen, Meinung u. s. f. Der ganzen Welt zum Trotz, wenn gleich
die ganze Welt anders will oder denkt. Da es denn oft auch als eine Partikel
zur Bezeichnung eines offenbaren Widerstandes oder einer offenbaren
Ausforderung gebraucht wird. Trotz! und mache sich einer an Jacob! 2 Sam. 20,
11; d. i. Trotz sey dem gebothen, der sich an Jacob macht. Am üblichsten ist es
in diesem Verstande mit der dritten Endung der Person. Trotz dem, ders besser
macht! Trotz dem, der sich widersetzt! Er bleibt, Trotz allen Gründen, bey
seiner Meinung, mit Verachtung aller Gründe, ungeachtet aller Gründe.
Der, Trotz der Schärpe, die er trug, Nicht weiser war, als
der, den er vernünftig schlug, Gell. Sie sieht, Trotz seiner Mummerey, Daß
alles eitel sey, Uz;
d. i. ungeachtet. In welcher Bedeutung, (so fern es nähmlich
für ungeachtet steht,) die zweyte Bedeutung noch üblicher ist: Trotz aller
Einwendungen, für Trotz allen Einwendungen. Du wirst den Prozeß Trotz deines
vielen Geldes, für Trotz dei- nem vielen Gelde, nicht gewinnen. Nach einer noch
weitern Figur bedeutet dieses in ein Zwischenwort umgeformte Trotz oft weiter
nichts als, eben so gut, da es aber nur allein die dritte Endung leidet. Er
läuft, trotz einem Läufer, so gut als ein Läufer.
Trotz einer Älster schwatzt Ursin, Haged.
In allen diesen Fällen ist die R. A. elliptisch, und läßt
sich durch Trotz sey dem gebothen, auflösen; woraus zugleich erhellet, daß die
dritte Endung die richtigste ist, außer wenn Trotz die Gestalt eines Vorwortes
annimmt und für ungeachtet stehet. Um deßwillen wird dieses Trotz auch am
richtigsten mit einem großen T geschrieben, indem es ein wahres Hauptwort ist,
wenn es gleich durch den elliptischen Gebrauch die Gestalt einer Partikel
annimmt. Die Hauptwörter Glück, Heil, Dank u. s. f. werden in ähnlichen
Ellipsen gleichfalls allemahl mit einem großen Buchstabe geschrieben. Glück dem
Könige! Heil dir! Er hat die Krankheit, Dank seinem guten Arzte, glücklich
überstanden. 4. Endlich ist der Trotz auch thätige Erweisung herrschender
Widerspenstigkeit, da es denn oft auch in engerm Verstande von der thätigen
Erweisung der herrschenden Abneigung von der Versöhnung gebraucht wird. Der
Trotz eines Kindes. Jemandes Trotz demüthigen. Anm. In einigen alten Mundarten
Trutz, welches noch in dem, im Hochdeutschen aber auch seltenen, Trutzbündniß,
ein Bündniß zum Angriffe, im Gegensatze eines bloßen Schutzbündnisses, gangbar
ist.
S. das folgende. [
701-702]