Trösten
, [
697-698] verb. reg. welches, wenn man
die jetzt veralteten Arten des Gebrauches zusammen nimmt, ehedem in doppelter
Gestalt üblich war. I. * Als ein Neutrum mit de Hülfsworte haben, sich
erkühnen, sich unterstehen, erdreisten, ferner dürsen, eine längst veraltete
Bedeutung. II. Als eine Activum, eigentlich dreist, kühn, muthig machen, so
wohl überhaupt, als in verschiedenen engern Bedeutungen. 1. * Durch Abwendung
oder Verminderung der Gefahr Muth, Zuversicht machen; eine veraltete Bedeutung,
in welcher es unter andern auch für Sicherheit geben, sicher Geleit geben,
ingleichen die Gewähr für etwas leisten, üblich war. Einen des Libes trösten,
Königshov. ihm sicher Geleit geben, die Gewähr für sein Leben überhaupt. 2. *
Durch Hoffnung Muth und Zuversicht machen; eine gleichfalls veraltete
Bedeutung, in welcher es auch als ein Reciprocum, sich trösten, für hoffen,
üblich war. Troste dih ze Gotes, Notk. hoffe auf Gott. In dieser Bedeutung des
Hoffens noch getrösten üblich. (
S. dasselbe.) 3. * Freude, Vergnügen gewähren. Auch
diese Bedeutung ist veraltet, außer, daß der große Haufe bey Erwähnung eines
Verstorbenen noch die Formel beyzufügen pflegt: tröst ihn Gott! wofür andere
sagen, Gott habe ihn selig! Mein seliger Mann, tröst ihn Gott! war ein großer
Schöpps! Weiße. 4. Durch überwiegende Vorstellung eines Guten die unangenehme
Empfindungen im Leide überwinden; die einzige noch übliche Bedeutung. Einen
Betrübten, Niedergeschlagenen, Traurigen u. s. f. trösten. Jemanden in seinem
Leiden, in seinem Kummer, in seiner Traurigkeit trösten. Er will sich nicht
trösten lassen. Einen Kranken trösten.
- Mich empfängt die tröstende Freundschaft Und lächelt
jegliche Runzel hinweg, Gieseke.
Die Sache oder die Vorstellung, womit man die unangenehme
Empfindung zu überwinden sucht, bekommt das Vorwort mit. Sich mit etwas
trösten. Tröstet euch mit diesen Worten unter einander, 1 Thess. 4, 18. Tröste
dich mit deiner Unschuld. Im Oberdeutschen auch mit der zweyten Endung, welche
aber im Hochdeutschen wenig mehr gebraucht wird. Ich tröste mich meines guten
Gewissens. Weß soll ich mich trösten? Ps. 39, 8. Er tröstet sich dieses guten
Lebens, Ps. 49, 19. Die verlorene Sache, deren unangenehme Empfindung man durch
eine angenehme überwiegen will, bekommt im gemeinen Leben oft das Vorwort
wegen. Jemanden wegen des Todes seines Freundes trösten. In der edlern
Schreibart aber das Vorwort über. Jacob wollte sich nicht trösten lassen über
den Verlust Josephs, 1 Mos. 47, 35. So auch das trösten und die Tröstung.
S. das letzte an seinem Orte besonders. Anm. Schon bey
dem Kero trostun, bey dem Ottfried drosten, im Nieders. trösten, im Schwed.
Trösta, wo es aber dreist, muthig machen, bedeutet.
S. Trost.