2. Der Tropf
, [
693-694] des -en, plur. die -en, eine
mitleidige Benennung eines armen einfältigen Menschen, welcher sich in einer
Verlegenheit weder zu rathen noch zu helfen weiß. Ein armer Tropf. Ein elender
Tropf. Gleich weint er mit, der arme Tropf, Weiße.
Durch diese (Gottes Kraft) wirst du nun, elender Tropf,
entgöttert, Gryph.
Im Oberdeutschen ist auch das weibliche Geschlecht Tröpfinn,
üblich, welches aber im Hochdeutschen ungangbar ist; die faule Tröpfinn,
Matthes. Anm. Die meisten Wortforscher sehen auch diese Bedeutung als eine
Figur von Tropfen an, und Frisch erklärt es sehr seltsam und gezwungen von
einem Menschen, der sich nicht eher rührt, als bis er nach der Schwere, wie ein
Tropfen, abfällt. So künstlich pflegen die Erfinder der Sprachen das
Vergleichungsmittel niemahls aufzusuchen. Da indessen der Begriff, welchen man
mit diesem Worte verbindet, so ausgemacht noch nicht ist, so läßt sich auch die
Abstammung nur muthmaßlich bestimmen. Ist es der Begriff der Faulheit, der
Unbehülflichkeit, so kann es ein Intensivum von Traube seyn, so fern es
überhaupt eine Masse bedeutet. Kloß, Klotz und andere ähnliche Wörter werden in
ähnlichen Figuren gebraucht. Ist aber der Begriff eines leidenden, hülflosen,
trübseligen Menschen, der herrschende, so scheinet es zu trüben in betrüben, zu
dem alten Alemannischen thruwen, leiden, dulden, im Angels. throvian, wo auch
Trowere, ein Märtyrer ist, zu gehören, von welchem es gleichfalls das
Intensivum seyn würde. Im Böhmischen ist Traup, ein Narr, dropet aber, wenig.
[
693-694]