Trocknen
, [
687-688] eigentlich trockenen, verb.
reg. welches in doppelter Gestalt gebraucht wird. 1. Als ein Neutrum, mit dem
Hülfsworte seyn, trocken werden, d. i. die auf der Oberfläche habende Nässe
oder Feuchtigkeit verlieren, so fern es durch Ausdünstung derselben geschiehet.
Bey feuchtem Wetter will nichts trocknen. Die Gassen sind schon wieder
getrocknet. Eine gescheuerte Stube trocknen lassen. In den zusammen gesetzten
Zeiten kommt es seltener vor.
S. Abtrocknen, Austrocknen, Eintrocknen, Vertrocknen. 2.
Als ein Activum, trocken machen, d. i. die auf der Oberfläche befindliche Nässe
oder Feuchtigkeit wegschaffen, es geschehe auf welche Art es wolle, durch
Ausdünstung, Abwischung u. s. f. Die Sonne trocknet die Erde, Sir. 43, 3. Sie
fing an, seine Füße mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, Luc. 7, 38. Jesus
trocknete ihre Füße mit dem Schurz, Joh. 13, 5. Die Wäsche trocknen. Nasse
Kleider an dem Feuer, an der Sonne trocknen. Kräuter an der Luft trocknen.
Dieses Zeitwort beziehet sich auf die äußere Fläche, so wie dörren und darren
auf das Innere. Daher das Trocknen und die Trocknung, doch letzteres nur in der
thätigen Bedeutung. Anm. Die Endsylbe -nen zeiget, daß trocknen ein Iterativum
von dem veralteten trocken ist, welches wiederum das Intensivum von dem
gemeinen Obersächsischen treugen und Niedersächs. drögen ist. Im Angels. ist
das Neutrum von dem Activo verschieden; jenes lautet drugan, dieses drygan. Im
Englischen lauten beyde dry. Im Oberdeutschen sagt man für trocknen auch
truckeln.