Triefen
, [
677-678] verb. reg. et irreg. im
letztern Falle, ich triefe, du triefst, (Oberd. treufst,) er trieft, (Oberd.
treuft); Imperf. ich troff; Conj. tröffe; Mittelw. getroffen; Imperat. trief,
(Oberd. treuf). Es ist ein Neutrum, welches das Hülfswort haben erfordert, in
langsamen Tropfen herab fallen, da es denn eigentlich und zunächst von dem
Körper gebraucht wird, welcher auf solche Art herab fällt. Das Blut trieft aus
der Wunde. Die Thränen troffen (bey einigen trieften) ihm aus den Augen. Der
Regen trieft von den Dächern. Der Regen troff nicht mehr auf Erden, 2 Mos. 9,
33. Aber auch von dem festen, aus oder von welchem der flüssige trieft. Die
Augen triefen. Es regnete, daß die Dächer troffen. Durch hinlässige Hände wird
das Haus triefend, Pred. 10, 18; d. i. es regnet überall hinein, eine
ungewöhnliche Art des Gebrauchs. Wenn der flüssige Körper dabey ausgedruckt
wird, so geschieht solches vermittelst des Vorwortes von. Die Kleider triefen
von dem Regen, die Augen von Thränen. Deine Fußstapfen triefen von Fett, Ps.
65, 2. Nicht mit, wie in andern Stellen der Deutschen Bibel. Der Himmel und die
Wolken triefen mit Thau, Hiob 33, 28. Die Berge triefen mit süßen Wein, Joel 3,
18. Welche Wortfügung im Hochdeutschen so ungewöhnlich ist, als es die
biblischen figürlichen Bedeutungen des Fortdauerns u. s. f. sind. So auch das
Triefen. Anm. Bey dem Willeram trieffen, truiffen, im Engl. to drip, im Schwed.
drypa. Traufen, träufen, triefen und das veraltete trofen oder troffen, wovon
noch das Imperf. und Mittelw. troff, getroffen abstammen, sind eigentlich nur
in der Mundart verschieden; obgleich traufen und triefen mehr als Neutra üblich
sind, träfen aber mehr als ein Activum gebraucht wird. In Betriefen kommt jenes
aber auch als ein Activum vor. Tropfen ist das Intensivum von beyden, oder
vielmehr von dem veralteten troffen, so viel tröpfeln wider das Diminutivum
jenes Intensivi ist. Alle diese Zeitwörter sind unmittelbare Nachahmungen des
Lautes, welches ein mit treffen verwandter Laut ist, daher drypa, triefen im
Schwedischen auch fallen überhaupt bedeutet. (
S. Tropfen, Triefeln, das Diminutivum von Triefen, ist im
Hochdeutschen wenig gangbar.) Die Schafe schütteln den Regen von der
triefelnden Wolle, Geßn. Lecken, Stekern, Nieders. stepen, stepern, fappen,
bezeichnen besondere Arten des Triefens. Die irreguläre Conjugation ist im
Hochdeutschen am üblichsten, obgleich einige Schriftsteller es regulär
gebrauchen. Es triefte, hat getrieft. In Oberdeutschen verbindet man es gern
mit dem Hülfsworte seyn; welches aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. Die
Onomatopöie sticht in diesem Worte noch merklich vor, und alle Neutra, welche
eigentlich einen gewissen Laut von sich geben bedeuten, erfordern das Hülfswort
haben. [
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