Trennen
, [
667-668] verb. reg. act. den
Zusammenhang der Theile eines Körpers, und in weiterm Verstande, die Verbindung
zweyer oder mehrerer Dinge aufheben. Im eigentlichsten Verstande von der
körperlichen Verbindung, es geschehe übrigens auf welcher Art es wolle. Gott
hat meine Feinde durch meine Hand zertrennet., wie sich das Wasser trennet, 1
Chron. 15, 11. Der die Wasser trennete vor ihnen her, Es. 63, 12. Den Kopf mit
einem Hiebe von dem Rumpfe trennen. Da es ein sehr allgemeines Zeitwort ist,
welches die Art und Weise unbestimmt läßt, so wird es in diesem eigentlichsten
Verstande nur selten gebraucht, außer in solchen Fällen, wo kein näher
bestimmen des Zeitwort hergebracht ist; die Glieder der Soldaten, eine
Schlachtordnung trennen. Im engern Verstande ist es bey den Schneidern und
Nähterinnen üblich, die Fäden einer Naht nach einander aufschneiden. Zwey
zusammen genähete Stücke von einander trennen. Eine Naht trennen oder
auftrennen. (
S. Auftrennen, Abtrennen, Zertrennen.) Figürlich, die
Verbindung, zwischen zwey oder mehr Dingen aufheben. Besonders die Verbindung
in Ansehung des Ortes und der Zeit. Die Kinder von den Ältern trennen. Freunde,
die schon viele Jahre von einander getrennet sind. Der Tod trennt Leib und
Seele von einander, ist eine Trennung des Leibes und der Seele. Aber auch in
weiterm Verstande, von jeder Art der Verbindung, der Gemeinschaft. Ein Bündniß
trennen. Ein Paar Eheleute trennen, wofür doch scheiden üblicher ist. Es soll
uns nichts trennen. Ein Paar Kaufleute trennen sich, wenn sich gemeinschaftlich
handelten und nunmehr diese Verbindung aufheben.
Doch endlich trennte sie (die Eintracht) der Bosheit
Höllenkraft, Haged.
Wo es in engerer Bedeutung für uneins machen stehet. So auch
die Trennung in allen obigen Fällen. Anm. Dieses Wort kommt bey dem Stryker
zuerst vor, bey dem entrant, getrennet ist. Viele Oberdeutsche, z. B. Opitz,
gebrauchen es in eben derselben irregulären Form, ich trannte, getrannt, welche
aber in Hochdeutschen veraltet ist. Eine andere veraltete Form hat sich noch in
abtrünnig erhalten. Da dieses Wort weder in der Niederdeutschen noch in den
verwandten Sprachen vorkommt, so läßt sich dessen Abstammung nur wahrscheinlich
bestimmen. Das voranstehende t scheint eine Intension zu bezeichnen, oder auch
ein Activum aus einem Neutro zu bilden; wenigstens gehöret es nicht zum Stamme.
Es bleibt also rennen übrig, welches das noch jetzt übliche Zeitwort zu seyn
scheinet, und zwar in dem weitesten Umfange der Bedeutung, da es ursprünglich
eine Onomatopöie verschiedener heftiger Bewegungen war, und mit dem Schwed.
remna, bersten, dem Lat. Rima, Spalt, u. s. f. verwandt ist. (
S. Rennen.) Daher kommt vermuthlich auch die Ähnlichkeit
in der irregulären Form; ich rannte, ich trannte. Das Franz. trancher,
schneiden, zerschneiden, Ital. trinciare scheint davon abzustammen. Ehedem war
trennen auch als ein Neutrum üblich, sich absondern, oder getrennet werden. Es
hanget eine (Schuppe) an der andern, daß sie nicht von einander trennen, Hiob.
4, 8; wofür jetzt das Reciprocum sich trennen üblich ist.
S. auch Scheiden, aus dessen Zusammenhaltung mit diesem
Zeitworte sich der Unterschied beyder leicht bestimmen lässet.
[
667-668]