2. Trauen
, [
649-650] verb. reg. neutr. mit dem
Hülfsworte haben. 1. Glauben, jemandes Worte für wahr halten, mit der dritten
Endung der Person, eine noch gangbare Bedeutung, welche aber in den meisten
Fällen mit der folgenden zusammen schmilzt. Weder Gott noch Menschen trauen,
glauben. Trauen sie meinen Worten. Wer leicht traut (glaubt,) wird leicht
betrogen. 2. In engerer und theils figürlicher Bedeutung. (1) Jemandes
Versprechungen und Versicherungen für wahr halten, die Leistung eines Gutes mit
Zuversicht von ihm erwarten. Auch mit der dritten Endung. Es ist niemanden zu
trauen. Sprichw. trau, schau, wem. Ich traue ihm nicht recht. Man kann ihm
schon trauen. Es ist nicht wohl zu trauen. Trauen ist doch der Vorsehung, Gell.
Die Wortfügung mit auf kommt jetzt im Hochdeutschen seltener vor. Ihre Götter,
darauf sie trauen, 5 Mos. 32, 37. Auf Gott traut, Ps. 18, 3. Wer redlich ist
und auf die Götter traut, der wandelt nicht auf triegendem Sumpf, Geßn. (2) In
noch weiterm Verstande auch von leblose Dingen, sich verlassen. Der Fuchs
trauet dem Eise nicht. Es ist dem Wetter nicht zu trauen. Die Wortfügung mit
auf ist hier noch seltener. Traue nicht auf das Vermögen, Sir. 16, 2. (3) Als
ein Reciprocum, sich trauen, Fähigkeit und Kräfte, zuweilen auch Recht zu etwas
zu haben glauben. Ich traue mir nicht, dieses zu unternehmen. Er trauerte sich
nicht, die Augen aufzuschlagen. Sich nicht trauen zu verantworten, Weish, 17,
12. Darft ir euch trauen diesem Ritter anzusygen? Theuerd. Kap. 77. Aus den
vorigen Bedeutungen erhellet schon, daß dieses einfache Zeitwort auch hier die
dritte Endung haben müsse; daher er irrig ist, wenn einige die vierte
gebrauchen: ich traue mich nicht, ihn anzureden. Indessen ist diese Bedeutung
nur noch in gemeinen Leben gangbar, indem in anständigern Sprecharten getrauen
üblicher ist. (
S. dasselbe.) So auch das Trauen. Anm. Schon bey dem
Ulphilas thravahn, bey dem Notker thruuuen, im Nieders. trouen, im Angels.
treowian, im Engl. to trow, in Schwed. tro, im Isländ. trua. Wachter leitete
dieses Wort sehr unschicklich von hier nichtlateinischer Text, siehe
Image her, welches eher mit dürfen und dem veralteten dürsten, sich
unterstehen, verwandt seyn könnte. Es scheinet, daß die heutige Bedeutung
dieses Zeitwortes eine Figur der Ruhe ist, daher es vermittelst des intensiven
Vorlautes t von diesem Worte gebildet seyn kann. Auch Trost ist allem Ansehen
nach damit verwandt. Siehe dasselbe, noch mehr aber Treue.