Der Ton
, [
623-624] des -es, plur. die Töne. 1. Im
eigentlichen Verstande. (1) Ursprünglich scheinet dieses Wort eine Art eines
Klanges bedeutet zu haben, und zwar einer solchen Art, welche durch dieses Wort
und das Zeitwort tönen genau nachgeahmet wird. Noch jetzt gebraucht man es
zuweilen für Klang. Der Ton einer Glocke, ihr Klang. Einen Ton von sich geben.
Der Ton einer Posaune, 2 Mos. 19, 16; der Schall oder Klang. (2) In engerer und
gewöhnlicherer Bedeutung ist der Ton ein Klang in Beziehung auf andere Klänge,
ein Klang, welcher sich deutlich von andern unterscheiden und mit andern
vergleichen läßt; in welchem Verstande es besonders in der Musik üblich ist.
Ein tiefer, ein hoher Ton. Ein ganzer, ein halber Ton. Ein Instrument in den
rechten Ton stimmen. Aus einem unrechten Tone anfangen. 2. In einigen engern
und zum Theil figürlichen Bedeutungen. (1) In der Musik wird es oft für Tonart
oder Tonleiter gebraucht, da es denn ein Collectivum ist, mehrere mit einander
verbundene Töne zu bezeichnen, und daher auch wohl nicht leicht im Plural
üblich ist. Aus welchem Tone geht das Stück? (2) Die Melodie eines
musikalischen Stückes; eine größten Theils nur noch im gemeinen Leben übliche
Bedeutung. Der Ton eines Liedes, dessen Melodie. Aus dem Tone kommen, aus der
Melodie. Endlich kommt er in den Ton, in die rechte Melodie; ingleichen,
figürlich, er kommt auf die Spur, er spricht, wie er sprechen sollte. (3) *
Ehedem ward es auch häufig für ein Gedicht, ein Lied gebraucht. Die
Schwäbischen Dichter und ihre Enkel, die Meistersänger, pflegten ihre Lieder
oder singebaren Gedichte häufig Döne oder Töne zu nennen. In einigen
Niedersächsischen Provinzen heißt Döhnken noch jetzt ein Liedchen. (4) Die Art
und Weise, wie man die Stimme im Reden erhebet oder sinken lässet; ohne Plural.
(a) Eigentlich. Den Ton verändern. In einem hohen Tone reden. Er sagte dieß in
einem nachlässigen Tone. Etwas in einem befehlenden, bittenden, kläglichen Tone
u. s. f. sagen. Immer in einem Tone reden, eintönig. (b) Figürlich, wo es 1.
oft von der Art und Weise des Ausdruckes, ingleichen von dem Inhalte der Rede
gebraucht wird. In einem hohen Tone reden, gebietherisch reden, ingleichen
fordern, hoch hinaus wollen. Das ist nicht der kalte Lehrton, das ist der Ton
der Begeisterung. 2. In noch weiterm Verstande ist der gute Ton nicht allein
die gute Art und Weise sich in der Gesellschaft auszudrucken, sondern auch das
ganze äußere Betragen in der menschlichen Gesellschaft; der Ton der guten
Gesellschaft. Bist du so neu in der Welt, daß du nicht weißt, daß das Freye
jetzt der gute Ton ist? Ein junger Mensch der durch den Umgang mit Personen vom
guten Tone noch nicht gebildet ist. (5) In engerer Bedeutung wird in der
Sprachkunst die Erhebung der Stimme auf einer Sylbe der Ton und mit einem
Lateinischen Worte der Accent genannt; auch ohne Plural. So hat in dem Worte
Vater, die erste Sylbe den Ton, die letzte aber hat keinen. Der Ton ist
entweder ein merklicher, welchen man auch den ganzen Ton nennen könnte, oder
ein unmerklicher oder halber. In Vaterland hat die erste Sylbe den ganzen oder
vollen Ton, welcher auch nur der Ton schlechthin genannt wird, die letzte aber
den halben, weil die Erhebung der Stimme hier nicht so merklich ist. Der Ton
ist von dem Zeitmaße oder der Länge und Kürze der Sylben sehr weit
unterschieden, obgleich beyde, selbst von Sprachlehrern, häufig miteinander
verwechselt werden. (6) Endlich wird in der Mahlerey das Wort Ton auch von den
Farben und deren Verhältniß gegen einander gebraucht, wo es doch nur von
einigen Neuern nach dem Vorgange des Französ. Ton eingeführet worden. Es wird
hier so wohl von einzelnen Farben im Verhältniß gegen andere, als auch
collective, von allen Farben eines Gemähldes gebraucht, in welchen letztern
Falle der Plural ungewöhnlich ist. Der schöne Ton eines Gemähldes, welcher so
wohl von einem guten Gebrauche des Helldunkeln, als von der Freundschaft und
Feindschaft der gebrauchten Farben abhanget. Zinnober und Blau machen einen
unangenehmen Ton. Ein sumpfiger Ton, ein heller, schwarzer Ton, nachdem diese
Farben mehr oder weniger herrschen. Die wenige Abwechselung in den Tönen des
Colorits ist gemeiniglich ein Fehler der Schüler. Anm. Bey den Schwäbischen
Dichtern Don, im Angels. Dyn, im Engl. Tone, Tune, Din, welche doch Töne
verschiedener Art ausdrucken; wovon der Grund in den Selbstlauten o, u und i
liegt.
S. Tönen. [
625-626]