Tödten
, [
615-616] verb. reg. act. des Lebens
berauben. 1. Eigentlich, wo es ein allgemeiner Ausdruck ist, welcher die Art
und Weise, ingleichen die Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit völlig
unentschieden lässet. Die Mäuse tödten. Die Raupen, das Ungeziefer tödten, im
gemeinen Leben, todt machen. Jemanden mit Gift, sich durch Hunger tödten. Das
Schwert wird dich tödten, Nahum. 3, 15. Von einem herab gefallenen Ziegel
getödtet werden; im gemeinen Leben, todt geschlagen werden. Du sollst nicht
tödten. In dem gemeinen Sprachgebrauche kommt es in dieser eigentlichen
Bedeutung wenig mehr vor, weil man daselbst eine Menge anderer Wörter hat,
diesen Begriff mit den jedesmahligen Nebenumständen näher zu bezeichnen. Am
üblichsten ist es noch in der edlern und höhern Schreibart. 2. Figürlich, (1)
Quecksilber tödten, ihm seine Bewegsamkeit benehmen, es figiren; so auch in
andern Fällen, der wirksamen Kraft berauben. Einen Contract tödten, aufheben,
ungültig machen. Sein Fleisch tödten, seine Lüfte, seine Begierden tödten, in
der Deutschen Bibel. Die Kürschner tödten die Haare an den Fellen, welche sie
färben wollen, wenn sie selbige mit einer scharfen Beitze anstreichen, um sie
ihrer natürlichen Kraft, sich der fremden Farbe zu widersetzen, zu berauben.
(2) Durch ein gewaltsames Mittel aufhören machen, wofür in einigen Fällen
dämpfen üblich ist; besonders in der höhern Schreibart. Mangel und Elend tödten
auch die schönste Leidenschaft, Weiße. Stolz und Geringschätzigkeit tödten die
Liebe, Gell. 3) Die Zeit tödten, eine von einigen Neuern aus dem Franz. tuer le
tems entlehnte Figur, die Zeit verderben, jemanden um die Zeit bringen. (4) Das
Gesetz tödtet den Menschen, in der Deutschen Bibel, wenn es ihm seinen
geistlichen Tod, seine Strafbarkeit, entdeckt. So auch die Tödtung. Anm. Bey
dem Ottfried dottan, im Schwabensp. toeten, bey dem Ulphilas gadauthjan, im
Schwed. döta. Unser tödten ist ein vermittelst der Endsylbe ten gebildetes
Factitivum von dem veralteten Neutro toden, sterben, welches noch im
Niedersächsischen gangbar ist, wo doen, sterben, döen aber tödten bedeutet,
eigentlich döden, womit auch das Franz. tuer und Griech. hier
nichtlateinischer Text, siehe Image überein kommt.
S. Tod.