Tapfer
, [
531-532] -er, -ste, adj. et adv. 1.
Fertigkeit besitzend und zeigend, die Hindernisse nur zu mehrerer Anstrengung
seiner Kräfte in Überwindung dagegen zu gebrauchen, und darin gegründet; welche
Bedeutung unstreitig eine der ersten ist, welche noch häufig im gemeinen Leben
gebraucht wird. Tapfer arbeiten. Du mußt tapfer zulaufen. Er kann tapfer gehen.
Tapfer zechen. Tapfer aushalten. Halte dich tapfer! welches man in einem jeden
Falle gebraucht, wo Anstrengung der Kräfte zu Überwindung der Hindernisse
erfordert wird. Daher es in noch weiterm Verstande im gemeinen Leben auch noch
häufig für sehr gebraucht wird. Jemanden tapfer ausprügeln. 2. In engerer und
gewöhnlicherer Bedeutung ist tapfer, Fertigkeit besitzend und zeigend, alle
Gefahr bloß zu mehrerer Anstrengung seiner Kräfte im Widerstande dagegen zu
gebrauchen, und darin gegründet; im Gegensatze des feige. Ein tapferer Mann.
Tapfer seyn. Besonders im Kriege und in Gefechten. Ein tapferer Soldat, ein
tapferer Held. Sich tapfer wehren. Eine tapfere That. Sich tapfer halten. In
dieser Bedeutung kommt es mit herzhaft in der engern Bedeutung überein, außer,
daß es etwa einen höhern Grad bezeichnet, so wie es auch zuweilen für herzhaft
in weiterm Verstande, von der pflichtmäßigen Mäßigung aller Furcht gebraucht
wird, im Gegensatze des furchtsam. 3. * In weiterm Verstande bedeutete dieses
Wort ehedem sehr häufig, den zu seiner Absicht gehörigen Grad körperlicher
Stärke besitzend. Ein tapferes Pferd, ein braves. Ein tapferer Arbeiter, ein
guter. Und in noch weiterm Verstande, von jedem vorzüglichen Grade der zu
seiner Absicht nöthigen Eigenschaften. Ein tapferer Mann, ein nützlicher,
brauchbarer. Eine tapfere Ursache, eine rechtschaffene, hinlänglich gegründete.
Tapfere Früchte, reife, gute. Ingleichen für derb, fest, stark. Ein tapferes
Gebäude, ein starkes Bluntschli. Die Brüstlin sollen an den Jungfrauen klein
sein und tapfer, Buch der Natur von 1483 d. i. derb. Welche Bedeutungen noch
hin und wieder im Oberdeutschen gangbar, im Hochdeutschen aber veraltet sind.
Anm. In der gemeinen Ober- und Niederdeutschen Mundarten dapfer, dapper; im
Engl. dapper, im Schwed. tapper. Bey unsern ältesten Oberdeutschen
Schriftstellern kommt dieses Wort nicht vor, indem sie in dessen zweyten
Bedeutung, degen, mannfest, mannhaft, fromm u. s. f. dafür gebrauchen. Wachter,
Frisch und anderer leiten es von dem Slavon. dobry, gut, her, ohne zu bedenken,
daß diese Bedeutung, welche zu der angezeigten dritten gehöret, bloß eine Figur
einer ältern eigentlichen ist, daher das Slavonische Wort wohl ein
Seitenverwandter, keines Weges aber das Stammwort seyn kann. Da körperliche
Stärke und deren Erweisung überall der herrschende Begriff in diesem Worte ist,
so ist es mehr als wahrscheinlich, daß es ursprünglich eine Onomatopöie einer
heftigen Lebensbewegung gewesen, und mit toben, dem provinz. tabben, tubben,
schlagen, tappen u. s. f. verwandt ist, so fern auch diese den Laut heftiger
Bewegungen nachahmen.