Die Sünde. plur. die -n
, [
503-504] ein Wort, welches ehedem eine
jede Übertretung des Gesetzes und die Handlung, durch welche dasselbe
übertreten wird, bedeutet hat, in welchem jetzt veralteten weitern Verstande es
bey dem Stryker und andern alten Oberdeutschen Schriftstellern noch mehrmahls
vorkommt. Auch in den Monseeischen Glossen wird Sunta durch crimen übersetzt.
Etwas davon ist noch in Sünder übrig. (
S. dasselbe.) Jetzt ist es nur noch in engerer
theologischen Bedeutung üblich, eine Übertretung des göttlichen Gesetzes und
die Handlung, wodurch selbiges übertreten wird, zu bezeichnen. Eine Sünde thun
oder begehen. Sich einer Sünde schuldig machen. Etwas für eine Sünde halten.
Das ist keine Sünde. Jemanden zur Sünde verleiten. Sein Brot mit Sünden
verdienen. Sich der Sünde fürchten, in oder bey einer Sache sich eine Sünde zu
begehen fürchten. Die wirkliche Sünde, zum Unterschiede von der Erbsünde. Da es
denn in der Deutschen Bibel auch häufig als ein Abstractum so wohl das Unrecht
der Gott mißfälligen Beschaffenheit und Handlung, als auch die sündliche Gott
mißfällige Beschaffenheit selbst ausdruckt. Anm. Schon im Isidor Sundo, bey dem
Kero Sunta, bey dem Ottfried, Willeram u. s. f. Sunta, Sunto, im Angels. Synne,
im Engl. Sin, im Schwed. Synd, im Lappländ. Suddon. Dietrich von Stade, Frisch
und andere leiten es von sühnen, söhnen, her, weil die Sünde versöhnet werden
müsse. Allein es scheinet, so wie Laster, Schande, und andere ähnliche Wörter,
eigentlich körperliche Verunstaltung bedeutet zu haben, zumahl da in den
Monseeischen Glossen Sunta auch durch infirma und macula übersetzt wird, so daß
man es als einen Verwandten von dem Griech. hier nichtlateinischer Text,
siehe Image, schaden, und vielleicht auch von Schande selbst ansehen
kann. Das Lat. sons gehöret gewiß zu dessen Familie, ohne eben das Stammwort zu
seyn. [
503-504]