Der Süd
, [
495-496] des -es, plur. car. 1.
Diejenige Himmelsgegend, von welcher die warmen heißen Winde herkommen, oder
welche uns zur linken liegt, wenn wir Morgen in Rücken, und Abend vor uns
haben; Mittag. Es wird hier nur ohne Artikel und gemeiniglich auch ohne
Declination in Gestalt eines Nebenwortes gebraucht. Der Wind ist Süd, kommt von
Mittag. Noch häufiger wird für dieses Hauptwort das folgende Nebenwort Süden
gebraucht. Der Süden, die mittägige Gegend, der Mittag, ist nur von einigen
Dichtern gewagt worden.
Sah ich nicht jüngst, als er von fernem Süden Den Riesen aus
der Mitternacht, Sein Heer entgegen riß, u. s. f. Raml.
Indessen ließe sich vielleicht auch behaupten, daß dieses
Wort Süd, Südens, Süden declinieret werden müßte, und daß das folgende
Nebenwort Süden bloß die dritte Endung sey; welches denn auch von Ost, Osten,
Nord, Norden, und West, Westen gelten würde. 2. Ein aus dieser Gegend kommender
Wind, für Südwind, doch nur in der dichterischen und höhern Schreibart. In
dieser Bedeutung hat es ohne Widerspruch im Genit. Südes oder Süds, im Dat.
Süd, obgleich diese Endungen seltner vorkommen, so wie auch der Plural, den
diese Bedeutung gar wohl verstattet, nicht gangbar ist.
Und den gefährlichen Süd, den Vater würgender Seuchen,
Gieseke.
Anm. Im Angels. Suth, im Engl. South, im Franz. Sud, im
Wallis. Su. Bey den ältern Oberdeutschen von Carls des Großen und Rabani Mauri
Zeiten an Sunt, welches noch in einigen eigenthümlichen Nahmen übrig ist, z. B.
Sundgau, Sundheim u. s. f. Dieses Sund ist mit Sonne unstreitig Eines
Geschlechtes, so wie unser heutiges Süd allem Ansehen nach zu sieden gehöret,
diejenige Gegend zu bezeichnen, in welcher die heißen Länder liegen, und aus
welcher die warmen Winde kommen. Indessen gilt dieses nur von unserer Hälfte
der Erdkugel, denn in denjenigen Ländern, welche auf der andern Hälfte liegen,
ist unser Nord ihr Süd, weil sie ihre warmen Winde von dem Äquator her, die
kalten stürmischen aber von dem Südpole haben. Siehe auch Ost, ingleichen
Süden, Süder. [
497-498]