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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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Der Strohkranz

, [453-454] des -es, plur. die -kränze, ein Kranz von Stroh; dergleichen z. B. derjenige ist, worauf man in den Küchen die Kessel, Schüsseln u. s. f. zu setzen pflegt, und welcher im gemeinen Leben die Strohkringe genannt wird. Ehedem mußten geschwächte Weibespersonen am Tage ihrer Hochzeit anstatt des Brautkranzes zum Zeichen ihrer verlornen Ehre mit einem Strohkranze erscheinen, welcher Gebrauch in einigen Gegenden noch üblich ist, da denn eine solche Hochzeit eine Strohhochzeit genannt wird. Dieser Gebrauch ist alt, und kommt auch in Frankreich schon im 13ten Jahrhunderte vor, wo man sich statt eines Strohkranzes auch wohl eines Kranzes von Binsen zu bedienen pflegte. Auf etwas ähnliches zielet auch Richard Bischof von Salisbury, wenn er in einer Verordnung von 1217 bey dem Du Fresne v. Annulus, sagt: Nec quisquam annulum de lunco, vel quacumque vili materia, vel pretiosa, iocando manibus innectat muliercularum, vt liberius cum eis fornicetur; ne dum iocari le putat, honoribus matrimonialibus se astringat. Auch bey einer jeden feyerlichen Hochzeit pfleget der neu vermählten jungen Frau den andern Hochzeitstag ein Strohkranz überreicht zu werden, welches von dem Strohkranzredner mit einer scherzhaften Strohkranzrede geschiehet. S. Strohwitwe.
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