Stocken
, [
391-392] verb. reg. welches mit Stock
nahe verwandt und in den meisten Bedeutungen das Stammwort desselben ist, aber
nur noch in einigen Fällen seines ehemahligen vermuthlich viel weitern
Gebrauches üblich ist. I. Als ein Activum, wo es zunächst von Stock gebildet zu
seyn scheinet. 1. Die Tuchmacher stocken die Tücher, wenn sie selbige auf- oder
zusammen rollen. Vielleicht, weil es auf einen Stock oder Stab geschiehet; wo
nicht, so scheinet der Begriff der Masse, der Dicke, der herrschende zu seyn.
2. Im Oberdeutschen stockt man den Wein und andere Gewächse, wenn man Stöcke,
d. i. Pfähle, Stangen oder Stäbe zu denselben steckt, welches man in andern
Gegenden pfählen, stängeln, stäbeln, nennet. 3. In Ausstocken bedeutet es die
Stocke oder Wurzelenden gefälleter Bäume ausrotten; in verstocken aber, hart,
unempfindlich dem Gemüthe nach, machen, (
S. dasselbe.) Im Schwed. ist stocka gleichfalls
verhärten. 4. Das Reciprocum sich stocken oder sich bestocken wird von den
Gewächsen gesagt, wenn die Pflanze mehrere Stängel oder Halme treibt, welches
man auch sich bestauden nennet. II. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben.
1. Mit dem herrschenden Begriffe des Stehens, von welchem Zeitworte es hier ein
Intensivum ist, und den figürlichen Nebenbegriffen so wohl der Dicke, als auch
der Unbequemlichkeit. (1) Aufhören sich zu bewegen. Das Wasser stockt, wenn es
nicht abfließt.
Ihm stockt sein Blut, ihm starrt das Haar, Wiel.
Besonders figürlich. Das Geld stockt, wenn es nicht
circuliret, wenn dessen Um- oder Kreislauf gehemmet ist. Stockungen in dem
Umlaufe des Geldes verursachen. Die Sache stockt, will nicht fort, und
gehindert. Die Handlung stockt jetzt überall. Ingleichen unpersönlich. Es
stockt mit der Sache. In welchem Verstande man auch sagt, in das Stocken oder
Stecken gerathen. 2. Im Reden inne halten, weil man nicht weiß, was man sagen
soll, im Reden stecken bleiben. Nach einer kleinen Vergleichung fährt er mit
einem Aber fort und stockt; nun Herr Orgon, was haben sie? was stocken sie?
Gell.
Er stockt, wenn man ihn fragt, zeigt ein zerstreut Gesicht,
Und widerspricht sich schon, eh' er zehn Worte spricht, eben ders.
Aufhören sich zu bewegen und dicke werden, wo es besonders
von flüssigen Körpern für gerinnen, gestehen, üblich ist. Das Blut stockt, die
Milch stockt. Auch als ein Reciprocum. Die Milch stockt sich Im Schwedischen
gleichfalls stocka, im Latein. mit dem n, dem Begleiter der Gaumenlaute,
stagnare. 2. Trockne Körper stocken, wenn sie von schädlicher Feuchtigkeit ohne
Bewegung verdorben werden. Die Leinwand stockt, wenn sie an einem feuchten Orte
liegt. Stockfleckig seyn, durch das Stocken Flecke bekommen haben. Ingleichen
unpersönlich. Man muß die hölzernen Geschirre an einem bedeckten Ort stellen,
wo es nicht stockt, d. i. nicht stocken macht. So auch das Stocken, und in
einigen Fällen die Stockung. Anm. Schwed. stocka, Engl. to stik. Siehe Stock,
Stehen, Stauen, Stauchen u. s. f. [
393-394]