Stillen
, [
379-380] verb. reg. act. stille machen,
wo es doch nur in einigen eingeschränkten Bedeutungen des Wortes stille
gebraucht wird. 1. Eigentlich. (1) In Absicht der Bewegung, die Bewegung
hemmen, wo man es nur in der R. A. gebraucht; das Blut stillen, den Fluß des
Blutes hemmen, wofür man in einigen Gegenden auch stellen sagt, welches
letztere auch im Oberdeutschen von andern Arten der Hemmung der Bewegung üblich
ist, (
S. dasselbe); woraus zugleich die Verwandtschaft nicht
nur mit stellen, sondern auch mit stehen erhellet. Die Stillung des Blutes.
Thaz bluat firstualti, das Blut wurde gestillt, sagt schon Ottfried, und gleich
darauf, tar abstult brunno thes bluates, da hörete der Fluß des Blutes auf; wo
es als ein Neutrum, für stille stehen, inne halten, gebraucht wird. To
hier nichtlateinischer Text, siehe Image hier
nichtlateinischer Text, siehe Image, sagten schon die Griechen. (2) In
Absicht des Lautes, des Tones, wo es im eigentlichsten Verstande im
Hochdeutschen wenig gewöhnlich ist; aber in einigen Oberdeutschen Gegenden sagt
man noch, einen Plauderer, einen Schwätzer stillen, ihn zum Stillschweigen
bringen, ihn schweigen heißen. Auch Matth. 28, 14 heißt es noch: wo es würde
auskommen bey dem Landpfleger, wollen wir ihn stillen. 2. Figürlich, eine in
figürlichem Verstande in Bewegung begriffene Sache hemmen, ihrer Bewegung ein
Ende machen, wo doch in manchen Fällen auch der Begriff des Lautes, des
Geräusches mit eintritt. (1) Überhaupt, wo es gleichfalls nur in einigen Fällen
gangbar ist. Da machte sich der König eilends auf, daß er den Aufruhr stillete,
2 Macc. 4, 31. Daß ich das Murren der Kinder Israel stille, 4 Mos. 17, 5. Sie
stilleten kaum das Volk, daß sie ihnen nicht opferten, Apostelg. 14, 18. Er
stillete das Ungewitter, daß sich die Wellen legten, Ps. 107, 29. Die Gläubiger
stillen, sie zum Stillschweigen oder zum Stillsitzen bringen. Die Schmerzen
stillen, aufhören machen. Die biblischen Ausdrücke hingegen, den Zorn stillen,
den Zank, den Hader stillen. Nachlassen stillet groß Unglück, Pred. 10, 4, sind
wenig mehr gebräuchlich, aber noch weniger, die Seele stillen, Ps. 131, 2, sie
ruhig machen. Das Herz stillen, 1 Joh. 3, 19. (2) In einiger engern
Bedeutungen. (a) Von Begierden, sie durch Befriedigung aufhören machen. Seinen
Durst, seinen Hunger stillen, ihnen durch Speise und Trank ein Ende machen. So
auch, die Begierde, die Brunst, seine Neugier, jemandes Verlangen stillen. (b)
Ein Kind stillen, von saugenden Kindern, ihm die Brust reichen, eigentlich
dessen Durst stillen, daher eine Säugamme, zuweilen eine Stillamme genannt
wird. Aber ein stillendes Kind, für ein noch saugendes, noch nicht von der
Brust entwöhntes Kind, ist wider die Natur der meisten Mittelwörter auf -end,
ob es gleich im gemeinen Leben selbst Obersachsens sehr häufig ist.
S. auch die Stillung und das Stillen. Anm. Bey dem
Ottfried gestillan, im Schwed. stilla, im Angels. styllan.
S. Still, Stell und Stehen, mit welchem letztern es
gleichfalls verwandt ist.