Spotten
, [
223-224] verb. reg. welches in
doppelter Gestalt gefunden wird. I. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben.
I. Scherzen, eine im Hochdeutschen veraltet, und nur in einigen gemeinen
Mundarten übliche Bedeutung. Ich spotte nicht, es ist mein wahrer Ernst. Wohl
aber gebraucht man es noch zuweilen im engern Verstande, ehrwürdige und
ernsthafte Dinge zum Scherze mißbrauchen, besonders mit dem Vorworte mit. Damit
ist nicht zu spotten. Mit der Religion, mit der Bibel spotten. 2. In engerm und
gewöhnlicherm Verstande, sein Vergnügen über anderer Schaden und wahre oder
eingebildete Unvollkommenheit ausdrucken oder merklich machen. Laß sie nicht
freuen, die mir feind sind, noch mit den Augen spotten, die mich hassen, Ps.
35, 19. In diesem weitern Verstande ist es im Hochdeutschen fremd, wo man es
nur in so fern gebraucht, als dieses Vergnügen durch scherzhafte oder beißende
Worte an den Tag geleget werden, da man es denn so wohl mit dem Vorworte über,
als auch, und zwar am häufigsten in der edlern Schreibart mit der zweyten
Endung der Person oder Sache verbindet. Über etwas spotten. Über jemandes
Unglück spotten. Wer sie siehet, wird ihrer spotten, Ps. 64, 9. Spotte des
Lahmen nicht, 4 Esr. 2, 21. Ein Gallsüchtiger, der des Vergnügens spottet, und
der Freude flucht, Sonnenf. Ohne Schamröthe eines Gebrechlichen spotten, Gell.
II. Als ein Activum mit der vierten Endung der Person, für verspotten, in
welcher Gestalt es im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. Irret euch nicht, Gott
lässet sich nicht spotten, Gal. 6, 7. Elias spottete die Baals-Pfaffen, 1 Kön.
18, 27. Die Knaben spotteten den Eliam, 2 Kön. 2, 23. Er wird die Spötter
spotten, Sprichw. 3, 34. So auch das Spotten. Anm. Bey dem Notker spotten, im
Schwed. spotta. Fast alle Wortforscher lassen dieses Wort von speyen, Lat.
spuere, sputum, abstammen, und erklären es; zum Merkmahle der Verachtung
gleichsam anspeyen. Indessen liegt doch nichts von Verachtung, und am wenigsten
von einer so tiefen Verachtung in dem Worte, als mit dem Anspeyen verbunden
ist, wohl aber sticht der Begriff der Freude, der Lustigkeit, des Scherzes
merklich hervor, daher die Bedeutung des Scherzens, Spielens, die erste und
eigentliche zu seyn scheinet, da es denn ein Verwandter von Spaß, Posse, im
Nieders. Putz, u. s. f. seyn würde. Übrigens erhellet aus dem verdoppelten t,
daß dieses Wort eigentlich ein Intensivum ist. Das einfachere ist noch im
Niedersächsischen übrig, wo Spiet, Hohn, Spott, aber auch Verdruß, Kränkung,
und spieten, als ein Intransitivum, verdrießen, bedeutet. Spotten heißt
daselbst Spietlocken, eigentlich Spott lachen. Ohne allen Ableitungslaut ist im
Niedersächs. späh, spee, spey, spöttisch, höhnisch, Speyvogel, ein Spottvogel.
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225-226]