Speyen
, [
187-188] verb. irreg. Imperf. ist spie;
Mittelw. gespien. Es wird mit der vierten Endung als ein Activum, ohne dieselbe
aber auch als ein Neutrum gebraucht, in welchem Falle es das Hülfswort haben
erfordert. Es bedeutet, mit Heftigkeit aus dem Munde und mit dem Munde
auswerfen. 1. Eigentlich, wo es wegen der damit verbundenen und dem Wohlstande
zuwider laufenden Heftigkeit nur im gemeinen Leben und in der niedrigen
Sprecharten üblich ist. Der Hund frisset wieder, was er gespeit (gespien) hat,
2 Pet. 2, 22. Die Speisen wieder aus dem Munde speyen. Blut speyen, auswerfen,
durch den Mund von sich geben. 2. In einigen engern Bedeutungen. (1) Den
Speichel auswerfen, als ein Neutrum, aber auch nur im gemeinen Leben, außer
wenn man die damit verbundene Heftigkeit vorsetzlich andeuten will. Jemanden in
das Gesicht speyen, zum Zeichen der äußersten Verachtung. Wenn ihr Vater ihr
ins Angesicht gespeyet (gespien) hätte, 4 Mos. 12, 14. Sie schonen nicht vor
meinem Angesichte zu speyen, (auszuspeyen), Hiob. 30, 10. Von der gewöhnlichen
Auswerfung des Speichels ist im gemeinen Leben der Hoch- und Niederdeutschen
spucken, im Oberd. aber spützen und speicheln üblich. (2) Was im Magen
befindlich ist, durch eine gewaltsame Zusammenziehung von sich geben. Galle
speyen. Alles Essen wieder von sich speyen. Ingleichen ohne Accusativ als ein
Reciprocum, sich speyen. Alles nur im gemeinen Leben, wofür in der noch
niedrigen Sprechart kotzen, sich kotzen, im gemeinen Leben auch brechen, und
sich brechen, in der anständigen Sprechart aber sich übergeben üblich sind. Die
Härte des Wortes speyen zu verbergen, nennt man diese Handlung auch mit einer
scherzhaften Zweydeutigkeit nach Speyer appelliren. 3. Figürlich, aus einer
Öffnung als aus einem Munde mit Heftigkeit von sich geben. Der Berg speyet
Feuer, wenn er brennende Mineralien mit Heftigkeit auswirft. Ein feuerspeyender
Berg, welchen ungeschickte Übersetzer wohl mit einem Französischen Ausdrucke
einen Vulkan zu nennen pflegen.
Der blanke Vulkan klirrt, das Pflaster speyet Gluth, Zachar.
Wasser ausspeyen. Feuer und Flamme speyen, einen heftigen
Zorn ausbrechen lassen. Geld speyen müssen, in der niedrigen Sprechart, es
wider Willen hergeben müssen. So auch das Speyen. Anm. Schon bey dem Ulphilas
spiwan, bey dem Kero spian, bey dem Ottfried spiwan, spean, in einigen
Oberdeutschen Gegenden spöwen, im Nieders. spijen, im Angels. spiwan, im Engl.
to spew, spue, spawl, im Schwed. spy, im Isländ. spya, im Lat. spuere, im
Griech. hier nichtlateinischer Text, siehe Image; alle, theils von
der Auswerfung des Speichels, theils von dem Erbrechen. (
S. Speichel.) Mit einem andern Endlaute, welcher
gewisser Maßen diminutiv ist, wenigstens die Heftigkeit des breitern speyen
mildert, wird von der gewöhnlichen Auswerfung des flüssigen Speichels im Oberd.
spützen gebraucht, Angels. spaetan, spaetlan, spittan, Lat. sputare, Griech.
hier nichtlateinischer Text, siehe Image, hier
nichtlateinischer Text, siehe Image, daher im Niedersächs. Spedel, der
Speichel ist. Mit einem noch andern aber gleichfalls verkleinernden Endlaute
ist dafür im Nieders. spucken üblich. Die reguläre Form, speyete, gespeyet, ist
im Hochdeutschen ungewöhnlich. [
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