2. Die Speise
, [
179-180] plur. die -n. 1. Alles
dasjenige, was ein lebendiges Geschöpf an festen Körpern zur Erhaltung des
natürlichen Lebens zu sich nimmt, wo der Plural nur von mehrern Arten üblich
ist; die Nahrung, Nahrungsmittel. Speise und Trank. Das Brot ist die gesündeste
Speise. Erbsen sind eine blähende Speise. Speise zu sich nehmen. Was zur Speise
dienet. Da dieses Wort eine sehr allgemeine Bedeutung hat, so wird es auch
nicht gern mehr von besondern Arten der Lebensmittel, außer in diesem
allgemeinsten Verstande gebraucht. Wenn es daher 1 Mos. 41, 35, 36, 47 heißt,
daß Joseph die Speise, d. i. das Getreide, der guten Jahre gesammelt und
aufgeschüttet habe, so ist solches wider den heutigen Sprachgebrauch. So auch
von den Thieren, das man ihnen zur Nahrung dienet, welches im gemeinen Leben
das Fraß, und bey zahmen Viehe das Futter heißt. Dein Leichnam wird eine Speise
seyn allen Vögeln des Himmels, 5 Mos. 28, 26. Ein Adler fleucht zur Speise,
Hiob. 9, 26. Die Ameise sammelt ihre Speise im Sommer, Sprichw. 6, 8. Figürlich
wird auch die Nahrung des Feuers 3 Mos 3, 11, 16, Es. 9, 19 dessen Speise
genannt, in welcher Bedeutung es doch außer der höhern Schreibart ungewöhnlich
ist. 2. Die zubereitete menschliche Nahrung Einer Art; im gemeinen Leben das
Essen. Den Tisch mit den ausgesuchtesten Speisen besetzen. Die Speisen
auftragen, abtragen. Fleischspeisen, Fastenspeisen, warme Speisen, kalte
Speisen, Mehlspeisen u. s. f. Da es denn auch oft für Gericht gebraucht wird,
die in einem Gefäße beysammen befindliche zubereitete Nahrung Einer Art. Drey
Speisen auf Ein Mahl auftragen. Wir haben alle Tage sechs Speisen. Da in dieser
engern Beziehung nur die nach den Regeln der Kochkunst zubereiteten
Nahrungsmittel den Nahmen der Speisen führen, so werden in diesem engern
Verstande auch Brot, Confect, Obst, Back- werk u. s. f. nicht mit zu den
Speisen gerechnet, zumahl da die letztern gemeiniglich nicht so wohl zur
Nahrung, als zur Kützelung des Gaumens bestimmt sind. 3. Nach einer andern
Einschränkung wird in einigen Niederdeutschen Gegenden, z. B. im
Osnabrückischen, das Geschlinge, d. i. das Eingeweide des geschlachteten Viehes
mit Kopf und Füßen, Speise genannt, Kälberspeise, Ochsenspeise. Anm. Schon bey
dem Ottfried Spiso, im Schwabensp. Spis, im Schwed. Spis. Im Böhmischen ist
Pice, ohne Zischlaut, Futter.
S. Speisen. [
181-182]