2. Der Sod, das Sod
, [
121-122] des -es, plur. die -e, oder
die Söder, in einigen Gegenden auch die Sode, plur. die -n, ein im
Hochdeutschen unbekanntes und nur in einigen gemeinen Sprecharten Ober- und
Niederdeutschlandes übliches Wort, welches von sieden abstammet. 1. Im Nieders.
ist das Sod so viel Wasser, als zu einem Gebräude Bier nöthig ist. 2. In andern
Gegenden so wohl Ober- als Niederdeutschlandes ist das oder der Sod, die Sode,
eine Brühe. Ein gut Soht (Sod) auf Birkhahnen, Coler. Einen Karpfen in
Nelkensode kochen, eben ders. Logau sagt von einem Koche bey Hofe:
Geußt Söder auf und Senf daran, die dienlich für den Grau.
Im Nieders. ist eine Sode Fische, ein Gericht gesottener
Fische.
S. Siede. Ohne Zweifel stammen hiervon ab, die im
gemeinen Leben üblichen R. A. in seinem Sode leben, in seinem Sode aufwachsen,
in oder nach seinen Lüsten, sinnlichen Begierden; in welchen und andern
ähnlichen figürlichen R. A. es nur im Singular mit einigen Vorwörtern gebraucht
wird.
Hans Unvernunft in seinem Sode Wächst auf als wie ein Klotz im
Wald, Musen-Alm. Es heißt, ich läg' im Sode Und wäre nicht gewandt, Günth. Die
Jugend wächst in einigem Sode, eben ders.
Wo man in der vertraulichen Sprechart auch wohl im Diminut.
sagt, in seinem Södchen leben, nach seiner Fantasie, in seinem sinnlichen
Vergnügen. Im Niedersächsischen sagt man von jemanden, welcher einen halben
Rausch hat, er sey halb söde. Im Oberdeutschen sagt man, die Hände mit im Sode
haben, mit im Spiele. Es scheinet, daß mit diesem Worte auf das Siegen, das
ist, Rauschen und Brausen, sinnlicher Vergnügungen gezielet werde.
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123-124]