Das Siegel
, [
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Diminut. das Siegelchen. 1. Eigentlich, wo es in einer dreyfachen Bedeutung
üblich ist. (1) Die Figur, deren sich jemand bedienet, selbige zur Versicherung
oder Bestätigung auf etwas zu drucken. Einen Löwen im Siegel führen. Sein
eigenes Siegel haben. Sein Siegel auf etwas drucken. Ein Siegel nachmachen. Ein
Siegel stechen, diese Figur in einen festen Körper graben. (2) Der Abdruck
dieser Figur in einen weichern Körper, zur Versicherung u. s. f. Dieser
weichere Körper ist Oblate, Wachs, Siegellack, Bley, Silber, Gold, in welchen
letztern Fällen, wenn dieses Bild in Metall gedruckt und an eine Urkunde
gehängt wird, dasselbe eine Bulle heißt. Das Siegel eines Briefes erbrechen.
Das Sie- gel ist unversehret. Ein wächsernes Siegel an eine Urkunde hängen.
Brief und Siegel über etwas haben, eine besiegelte, mit einem Siegel versehene
Urkunde. (3) Das Werkzeug, worein diese Figur gegraben ist, und womit man
dieselbe in einen weichern Körper drückt, in welchem Verstande es noch von den
größern und feyerlichen Werkzeugen dieser Art, dessen sich ganze
Gesellschaften, Collegia u. s. f. bedienen, üblich ist, dagegen die kleinern
Werkzeuge einzelner Personen, Petschafte heißen. Das Kanzelleysiegel,
Rathssiegel, Stadtsiegel u. s. f. Ein Siegel stechen, durch Eingrabung des
Siegels dieses Werkzeug verfertigen. 2. Figürlich, der Versicherungsgrund einer
Sache. Die Beschneidung zum Siegel der Gerechtigkeit empfangen, Röm. 4, 11. Die
Wunder der Propheten waren Siegel der göttlichen Vollmacht. Anm. Schon bey den
ältesten Oberdeutschen Schriftstellern Sigel, im Niederd. Segel, im Angels.
Sigel, im Engl. Seal, im Schwed. Sigill. Ehedem gebrauchte man in den
eigentlichen Bedeutungen dafür auch zusammen gesetzte Insiegel. Es ist mit der
Sache selbst ohne Zweifel aus dem Latein. Sigillum entlehnet, welches wieder
von Signum, Zeichen, abstammet, muß aber schon sehr frühe von auswärtigen
Völkerschaften seyn angenommen worden, indem schon bey dem Ulphilas sigljan,
siegeln ist. [
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