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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Der Sichtbrief | | Der Sichter

Sichten

, [81-82] verb. reg. act. welches nur in den gemeinen Sprecharten Ober- und Niederdeutschlandes für sieben, vermittelst des Siebes reinigen, üblich ist. Ich will das Haus Israel unter allen Heiden sichten lassen, gleich wie man mit einem Siebe sichtet, Amos 9, 9. Der Satanas hat euer begehret, daß er euch möchte sichten, wie den Weizen, Luc. 22, 31. Daher das Sichten und die Sichtung. Anm. Die Übereinstimmung des Klanges zwischen Sicht von sehen, und diesem sichten, verleitete Frischen, das letztere von dem ersten abzuleiten, so sehr ihm auch der dabey nöthige Zwang hätte in die Augen fallen sollen. Die Endsylbe -ten ist ein Zeichen eines Intensivi; das Stammwort hieß also sichen, welches mit seihen, säen, sägen u. s. f. verwandt ist, und so wie diese ursprünglich die mit diesen Handlungen verbundene Bewegung nachahmet. Mit einem andern Endlaute gehören auch Sieb und sieben hierher, daher die Niedersachsen für sieben intensive siften sagen, Engl. to sift, Angels. syftan, im Griech. ist hier nichtlateinischer Text, siehe Image, rütteln.
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