Die Sehne
, [
25-26] plur. die -n, ein Wort,
welches ehedem ein jedes Band, eine jede Schnur zum Spannen oder Ausdehnen
bedeutet zu haben scheinet. Noch jetzt nennen die Jäger die Leinen oder starken
Stricke an der Jagdzeugen, Sehnen, oder nach Oberdeutscher Mundart Sennen. Wir
gebrauchen es im Hochdeutschen nur noch in der eben gedachten Bedeutung für
Sehnader, wo man im gemeinen Leben alle rundliche Bänder in den thierischen
Körpern, Sehnen nennet, sie mögen nun bloß zur Verbindung der Glieder, und
besonders der Knochen, oder auch zur Spannung, Biegung und Ausdehnung der
Glieder dienen. In der Anatomie macht man hingegen unter beyden einen
Unterschied, und nennt die erstern Sehnen, Sehnadern oder Bandadern, Vincula,
und die letztern Spannadern, Nerven. Daher die Sehne an einem Bogen, weil sie
ursprünglich aus den starken Sehnen großer Thiere verfertiget wurde. Nach einer
von diesen Bogensehnen entlehnten Figur ist in der Geometrie die Sehne, Chorda,
eine jede Linie, welche außer dem Mittelpuncte von einem Puncte der Pe-
ripherie eines Zirkels zu dem andern gezogen wird. Gehet diese Linie durch den
Mittelpunct, so heißt sie der Durchmesser, Diameter. Anm. Bey dem Notker von
einer Sehne am Bogen Senuu, Seneuua, bey dem Hornegk Senib, mit der
gewöhnlichen Vertauschung des s und t, im Schwed. Tan, im Wallis. Tant, im
Griech. hier nichtlateinischer Text, siehe Image; ohne Zweifel aus
Einer Quelle mit dehnen, entweder so fern die Sehne zur Ausdehnung und Spannung
dienet, oder auch in weiterer Bedeutung, so fern sie selbst ein in die Länge
ausgedehntes Ding ist, daher auch die Schuhriemen bey den alten Oberdeutschen
Schriftstellern Than, und ein Reis im Angels. Tan heißt.
S. auch Zain, welches gleichfalls damit verwandt ist.
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