Das Wallroß
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1803-1804] Trichechus Rosmarus L. hat mit
einem Pferde nicht die entfernteste Ähnlichkeit. Der Kopf des Wallrosses ließe
sich noch am füglichsten mit dem Kopf eines Bibers vergleichen. Sein ganzer
übriger Körper gleicht an Gestalt den Körpern aller andern Thiere vom Robben-,
oder Phoca-Geschlecht. Es wird 15 bis 20 Fuß lang, ist außerordentlich fett,
und hat vorn im Oberkiefer zwey lange, herunter stehende Stoßzähne, welche
einige Fuß lang werden, und womit es seine Nahrung von den Klippen schält, und
aus dem Schlamme wühlt. In Rußland vertreten diese Zähne häufig die Stelle des
Elfenbeins, welchem sie zum Theil an Weiße gleichen, doch nicht völlig an
Festigkeit des Gewebes; daher die daraus verfertigten Sachen leicht schief,
oder krumm werden. Der Nahme Wallroß kommt nicht von Wall, Ufer und Roß, Pferd,
wie Herr Adelung meint; sondern von dem Norwegischen Russ-Hval; Russischer
Wallfisch. Es hieß auch im Deutschen ehemahls Rußwal, Roßwal, unter welchem
Nahmen es bereits in Geßners Icon. animal. maritimor. p. 176 vorkommt, wo
jedoch das Thier selbst unrichtig gezeichnet ist. Aus Roßwal ist bloß durch die
Versetzung der Sylben Wallroß geworden. Im Russischen heißt das Wallroß Morsh,
woraus die Engländer Morse gemacht haben, und wovon auch vermuthlich Marus im
Latein. entstanden ist. Rosmarus scheint mir aus Rosso-Marus, Marus Rossicus
zusammen gezogen zu seyn, welches auch schon Geßner muß vermuthet haben, weil
er sagt, der Lateinische Nahme sey vermuthlich nach einem Nordischen Nahmen
gebildet worden. Da das Wallroß sich am häufigsten in dem Meerbusen aufhält,
welchen das Eismeer zwischen den Mündungen der Flüsse Dwina und Peschtschora
bildet, so ist es um desto wahrscheinlicher, daß die Bewohner der dortigen
Küsten ihm zuerst seinen Nahmen gaben. [
1805-1806]