Die Schwelle
, [
1739-1740] plur. die -n, Diminut. das
Schwellchen, ein jedes starkes horizontales Holz, welches die erste Anlage; den
Grund zu einer Verbindung abgibt, und welches in den meisten Fällen auch die
Sohle genannt wird. So ruhet ein Kutschkasten auf zwey Schwellen oder
Unterlagen. Am üblichsten ist es in der Zimmermannskunst, wo ein horizontal
liegender Balken, in welchen andere senkrechte oder schräge Bauhölzer
eingezapfet sind, eine Schwelle genannt wird. In diesem Verstande gibt es
Grundschwellen, Dachschwellen, Oberschwellen, Unterschwellen u. s. f. Kürzere
horizontale Bauhölzer, welche bloß zur Verbindung der senkrechten dienen, und
eigentlich nichts tragen, werden Riegel genannt. In engerer Bedeutung ist die
Schwelle die Grund- oder Unterschwelle, das unmittelbar auf der Erde oder doch
nahe über derselben liegende Stück Bauholz, welches die ganze Wand trägt. Die
Schwelle eines Hauses; im Schleswig die Lehde, welches zu Latte gehöret, in
Niedersachsen der Sull, die Sülle, der Dörpel, im Dithmarsen der Drüssel.
Besonders so fern diese Schwelle in der Thür sichtbar ist, die Unterlage der
Thür ausmacht, die Thürschwelle, da es denn figürlich auch für Hausthür
gebraucht wird. Er soll mir wieder über meine Schwelle kommen oder schreiten,
er soll nie wieder mein Haus betreten. Nach einer noch weitern Figur, der
Anfang einer Sache. Du stehest an der Schwelle der Glückseligkeit. Wenn man
eben vor der Schwelle so erschrecklich strauchelt. Anm. Die Niederdeutsche
Mundart, und die mit derselben verwandten Sprachen kennen in diesem Worte
keinen Blaselaut, wie das Nieders. Sülle, Sull, das Schwed. Syll, das Angels.
Syl, das Engl. Sill, das Französ. Seuil; alle in der Bedeutung der Schwelle,
des Untersten, des Grundes eines Dinges; woraus zugleich die Verwandtschaft mit
unserm Sohle, dem Lat. Solum und Solea, dem Franz. Solive, Schwelle, u. a. m.
erhellet. Bey dem Ulphilas ist suljan den Grund legen.
[
1741-1742]