Schwelgen
, [
1739-1740] verb. reg. welches in
doppelter Gestalt vorkommt. I. Als ein Activum, welches haben erfordert. Es
bedeutet, 1) * eigentlich schlucken, hinunter schlingen; eine im Hochdeutschen
veraltete Bedeutung, in welcher auch im Schwed. svälja und im Angels. svelgan
vorkommt. Auch im Engl. ist to swallow, und im Dänischen svälge, schlucken. Die
Niedersachsen haben davon noch das zusammen gesetzte verswelgen, verschlingen,
verschlucken; die Grube kann das Wasser nicht verschwelgen, verschlingen. Then
verswalh daz mere, den verschlang das Meer, heißt es in dem alten Fragmente auf
Carln den Großen bey dem Schilter. 2) Figürlich, im Essen und Trinken sich der
Unmäßigkeit befleißigen, die Nahrungsmittel nicht zum Bedürfniß, sondern aus
Wollust und mit Unmäßigkeit zu sich zu nehmen; im welchen Verstande man auch
prassen, schlemmen u. s. f. sagt. Die Heiden schwelgten in dem Tempel, 2 Macc.
6, 4. Wenn ich predigte, wie sie saufen und schwelgen sollten, Mich. 2, 13. Im
Nieders. swalgen, swelgen, im Angels. swelgan, im Engl. to swill. II. * Als ein
Activum, ersticken in der thätigen Bedeutung, ersticken machen; eine im
Hochdeutschen fremde, aber noch im Niederdeutschen gangbare Bedeutung. Er will
sich in seinem eigenen Fette schwelgen, er will vor Fettersticken, im
Niederdeutschen. So auch das Schwelgen, welches aber im Hochdeutschen
gleichfalls nur in der zweyten Bedeutung des Neutrums üblich ist. Anm. Das
Stammwort ist das im Hochdeutschen veraltete Schwalg, welches noch in den
gemeinen Sprecharten, besonders Niederdeutschlandes, üblich ist, und so wohl
einen jeden Abgrund oder Schlund, als auch in engerm Verstande die Schling-
oder Schlundröhre eines Menschen oder Thieres bedeutet; Nieders. Swalg,
Holländ. Zwelg, Schwed. Svalg, Engl. Swallow. Dieses ist wieder der Abkömmling
eines veralteten Zeitwortes, welches eigentlich den Laut nachahmet, den ein
Schlund im Verschlingen macht, oder welcher mit dem Erwürgen und Ersticken
verbunden ist. Auf ähnliche Art stammet das Lat. suffocare, ersticken, von faux
her, so wie ihr heluari, schwelgen, mit unserm Höhle verwandt zu seyn scheinet.
Figürlich ist Schwalg in den gemeinen Sprecharten so wohl das Schwelgen, die
Schwelgerey, als auch ein Schwelger. [
1739-1740]