Schwarz
, [
1719-1720] schwärzer, schwärzeste, adj.
et adv. 1. Eigentlich, ein Nahme der dunkelsten Farbe, welche in der
Ermangelung alles Lichtes bestehet, und der weißen entgegen stehet. Ein
schwarzes Kleid. Die schwarze Farbe. Schwarz gekleidet gehen. Schwarze Tinte.
Das schwarze Bret, auf Universitäten und Gymnasien, eine schwarz angestrichene
Tafel, woran die akademischen Bekanntmachungen geschehen. Die schwarze Tafel,
in manchen Schulen, Wirtshäusern u. s. f. eine schwarz angestrichene Tafel,
woran man die Nahmen derer schreibt, welche sich übel verhalten. Jemanden in
das schwarze Register schreiben, in das Verzeichniß solcher übel berüchtigter
Glieder der Gesellschaft. Daher die figürlichen Ausdrücke, jemanden bey einem
andern schwarz machen, ihn anschwärzen, ihn verleumden; im mittlern Lat.
denigrare. Bey jemanden schwarz seyn, von ihm für ein lasterhaftes oder
schädliches Glied der Gesellschaft gehalten werden. In Oberdeutschland sagt
man, jemanden bey einem andern schwarz anschreiben, daher diese und die vorigen
R. A. auch das Anschreiben eines übel berüchtigten mit einem schwarzen
Farbenkörper voraus setzen können. Schwarz auf weiß haben, etwas schriftlich
haben, wo schwarz die Tinte, weiß das Papier bezeichnet. Sprichw. In der Nacht
sind (scheinen) alle Katzen (oder Kühe) schwarz. Schwarze Noten, welche einen
gefüllten Kopf haben, im Gegensatze der weißen. Der schwarze Sonntag, der
Sonntag Judica, weil ehedem die Altäre und Kirchen an demselben schwarz
behänget wurden. Das Hauptwort davon lautet bald das Schwarz, bald das
Schwarze, bald auch die Schwärze. Das letzte ist das Abstractum, (
S. dasselbe an seinem Ort.) Das erste wird für schwarze
Farbe gebraucht, es bezeichne nun einen Farbenkörper oder eine Eigenschaft, und
ist, wie alle Adverbia, wenn sie als Substantiva gebraucht werden,
indeclinabel. Ein schönes Schwarz. Die Glasmahler machen ihr Schwarz von
Eisenschlacken. Frankfurter Schwarz, eine schwarze Erde. So auch Rußschwarz,
Beinschwarz, Kohlenschwarz u. s. f. Es gibt verschiedene Arten Schwarz. Die
Schönheit dieses Schwarz. Das Hauptwort das Schwarze aber bezeichnet in vielen
Fällen ein schwarzes Ding, zuweilen auch die Eigenschaft, und wird wie alle
Beywörter declinirt. Das Schwarze in der Scheibe. Das Schwarze im Auge, der
Augapfel, zum Unterschiede von dem Weißen. Ein Mahler fällt in das Schwarze,
wenn er seine Schatten übertreibt. Ein Schwarzer, ein Reger, ein Einwohner aus
der südlichen Hälfte von Afrika, wegen der schwarzen Gesichtsfarbe. 2. In
weiterer Bedeutung, so wohl für dunkel, vieles Lichtes beraubt, als auch mit
Schwarz vermischt, wo man viele Dinge schwarz nennet, bey welchen die schwarze
Farbe hervorsticht. Schwarze Augen, dunkelblaue oder dunkelbraune. Schwarze
Kirschen, dunkelrothe. Bey den Eisenarbeitern heißt ein Eisen schwarz, wenn es
unverzinnt ist. Schwarzes Kupfer oder Schwarzkupfer im Hüttenbaue,
ungereinigtes, (
S. Schwarzkupfer.) In einem andern Verstande war ehedem
schwarze Münze, welche mit vielem Kupfer vermischt war, im Gegensatze der
weißen, welche aus reinerm Silber bestand, und in Baiern werden die Grundzinsen
und gerichtlichen Strafen noch in schwarzer Münze entrichtet, (
S. Pfund.) Schwarzes Mehl, grobes, welches aus dem
sechsten und letzten Gange kommt, zum Unterschiede von dem weißen. Schwarzes
Brot, welches aus diesem Mehle gebacken wird. In weiterer Bedeutung ist
schwarzes Brot Rocken- brot, zum Unterschiede von dem weißen, den Semmeln u. s.
f. (Siehe Schwarzbäcker.) Schwarzes Geblüt, schwärzlich rothes. Schwarzes
Wildbret oder Schwarzwild, bey den Jägern, ein Nahme der wilden Schweine, wozu
einige noch die Bären und Dachse rechnen, wegen der schwärzlich braunen Farbe,
zum Unterschiede von dem rothen Wildbrete. Schwarzes Holz, im Forstwesen, (
S. Schwarzholz.) Im Forstwesen sagt man, eine Blöße oder
Lichtung werde schwarz, wenn sie wieder mit Holz bewachsen, folglich dunkel
wird. Schwarz bedeutet oft von der Sonne verbrannt, schwärzlich gelb,
schwärzlich braun. Im Gesichte schwarz seyn. Im andern Verstande ist schwarz,
so viel als beschmutzt, besonders von der Wäsche, im Gegensatze des weiß.
Schwarze Wäsche, ein schwarzes Hemd. Die schwarze Kunst, eine Art des
Kupferstechens, da die ganze Platte wollicht überpflügt, und die lichten
Stellen beschabt werden. In einem andern Verstande kommt es gleich im folgenden
vor. Ingleichen für finster, dunkel, vieles Lichtes, des Lichts größten Theils
beraubt. Der Himmel wird schwarz, mit dunkeln Wolken überzogen.
Der Nordwind, der Mit starken Fittigen die schwarzen Lüfte
theilte, Schleg.
Ein schwarzes Gewitter stieg fernher auf, Geßn. Die Blitze
schlängeln sich dicht durchs schwarze Gewölk, eben derselbe. Eine schwarze
Nacht, eine schwarze Höhle. 3. Figürlich. 1) Die schwarze Kunst, die Zauberey.
In engerer Bedeutung ist es diejenige Art der Zauberey, da übernatürliche
Wirkungen durch Hülfe der bösen Geister hervor gebracht werden, zum
Unterschiede von der weißen Magie oder Theurgie, wenn zur Mitwirkung gute
Geister gebraucht werden. Schwed. Syartkonst, Engl. Blackarts, von black,
schwarz. Es ist schon von den andern bemerket worden, daß man aus dem Griech.
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , welches die Kunst, die
Todten durch Hülfe böser Geister wieder darzustellen, bedeutete, im mittlern
Latein aus Unwissenheit Nigromantia machte, als wenn die erste Hälfte von niger
abstammete. Hiervon ist das Deutsche eine buchstäbliche Übersetzung.
Königshoven nennt magische Bücher schwarze Buche. (
S. Schwarzkünstler.) 2) Im höchsten Grade traurig,
unglücklich; in der höhern Schreibart. Ach weißt du noch den schwarzen Tag, der
die Blüthen unserer Hoffnung zu Grunde richtete? Weiße.
Wenn Phillis dir den schwarzen Gram versingt, Haged. Ein
finstrer Tag, so schwarz, wie dein Geschick, Weiße.
3) Im hohen Grade lasterhaft, boshaft, abscheulich;
gleichfalls in der höhern Schreibart. Warum erblickte ich deinen schwarze Seele
nicht einige Monathe eher in ihrer ganzen Abscheulichkeit? Sein Gewissen stellt
ihm auf Ein Mahl die schwärzesten Frevel dar. Eine schwarze That, eine
verruchte, abscheuliche.
Er heulte, lästerte, und haucht in tausend Flüchen Sein
schwarzes Leben aus, Weiße.
Anm. Schon bey dem Ulphilas swarts, bey dem Notker und im
Tatian suarz, im Nieders. swart, im Angels. sweart, im Schwed. svart, im
Dänischen ohne Blaselaut fort, so wie im Finnländ. sorttan schwärzen ist, im
Pohln. czarny. Es scheinet, daß dieses Wort mit schwer Schwarm, Schwarte aus
Einer Quelle herstamme, und eigentlich dunkel bedeute, indem die Dunkelheit und
Undurchsichtigkeit gemeiniglich eine Folge der Dicke oder der Menge von Theilen
ist. Das alte Lateinische suasus, dunkel, ist nur im Endlaute unterschieden. Im
Mecklenburgischen heißt ein schwarzes Ding ein Nörr, welches mit dem Französ.
noir und Latein. niger überein kommt, aber gewiß nicht davon abstammet.
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1721-1722]