Schwach
, [
1699-1700] schwächer, schwächste, adj. et
adv. 1) In mehr eigentlichen Verstande, nicht die gehörige Consistenz und
Festigkeit habend; eine jetzt veraltete Bedeutung, wofür unter andern auch das
nahe verwandte weich üblich ist. Man gebraucht es nur noch zuweilen, für dünn,
nicht die gehörige Dicke habend, wo es doch zunächst zur folgenden Bedeutung
gehöret, wegen Dünnheit nicht die gehörige Stärke habend. Ein schwaches Reis.
Ein Brot schwächer machen, dünner. 2) Figürlich ist schwach dem stark entgegen
gesetzet, da es denn in allen den Fällen gebraucht wird, wo es einem Dinge an
dem gehörigen oder doch gewöhnlichen Grade der Stärke, der innern Intensionen
u. s. f. fehlet. Ein schwacher Mensch, so wohl in Rücksicht der Kräfte des
Leibes, als auch des Geistes, des Gemüthes. Ein schwaches Kind. Der Mensch
kommt schwächer und hülfloser auf die Welt, als alle andere beseelte Geschöpfe,
Sonnenf. Schwach an Kräften, am Verstande, am Geiste, an Beurtheilungskraft.
Ein schwaches Gedächtniß, ein schwaches Gesicht, ein schwaches Gehör haben.
Sein Verstand wird schwach. Eine schwache Festung. Daher es auch zuweilen von
der geringen Anzahl gebraucht wird, wenn die Stärke zugleich mit auf der Zahl
beruhet. Die feindliche Armee war dies Mahl sehr schwach. Ob das Volk darin
stark oder schwach wäre, 4 Mos. 13, 19. Ein schwaches Gemählde, welches nicht
die gehörige und gewöhnliche Güte hat. Eine schwache Farbe, welche nicht den
gewöhnlichen Grad der Höhe oder Lebhaftigkeit hat. Schwach blasen, singen,
reden u. s. f. Eine schwache Stimme. Hierin ist er schwach, hat er nicht die
gehörige oder gewöhnliche Stärke. Jemanden auf der schwachen Seite angreifen.
Von Alter schwach seyn. Der Kranke ist sehr schwach. Der Puls geht schwach. Ein
schwaches Gewissen, wobey aus Mangel der Erkenntniß viele irrige Bestimmungen
angenommen werden. Die Schwachen sind in der Deutschen Bibel und oft auch außer
derselben nicht so wohl Unwissende, als vielmehr Personen von mangelhafter und
unrichtiger Erkenntniß, und darin gegründeter irriger oder unbeständiger
Entschließung.
Der Einfalt Nasen drehn, den Schwachen hintergehn, Opitz.
Anm. Bey dem Stryker swach, im Nieders. swack, im Holländ.
zwack, im Schwed. svag. Es ist schon von andern bemerket worden, daß schwach
allem Vermuthen nach das Intensivum und eine Figur von weich ist, zumahl da das
Holländ. wack und Engl. weak so wohl weich als schwach bedeuten. Bey dem Notker
ist Weichi ausdrücklich Schwäche. Im Bretagn. ist qwac schwach. Siehe auch
Feige, das Adjectiv welches gleichfalls von weich abstammet.
[
1701-1702]