Schroten
, [
1663-1664] verb. reg. außer, daß es im
Mittelworte lieber geschroten als geschrotet hat. Es ist eigentlich eine
Onomatopöie, welche den Laut, den sie ausdruckt, genau nachahmet, und
ursprünglich als ein Neutrum üblich war, diesen Laut von sich geben, oder
hervor bringen. Die Schilde begunden schroten, bey dem Stryker; vermuthlich,
die Schilde fingen an zu rasseln oder ein Geräusch zu machen. In dieser Gestalt
ist es veraltet, indem wir es nur noch als ein Activum kennen, wo es von
mehrern sehr verschiedenen Handlungen üblich ist, welche aber insgesammt mit
diesem Laute verbunden sind, oder doch ursprünglich damit verbunden waren.
Diese Handlungen sind, 1. Nagen, wenigstens diejenige Art des Nagens, deren
Laut der im Zeitworte liegenden Onomatopöie am nächsten kommt, der gleichen das
Nagen größerer Thiere an großen Körpern ist. Nieders. schraden, und im Latein.
ohne Zischlaut rodere. Im Hochdeutschen ist es in dieser Bedeutung noch hin und
wieder gangbar, daher auch gewissen Arten Käfer Schröter genannt werden. Siehe
dasselbe, ingleichen Katze. 2. Gröblich zermalmen, auch nur von solchen Arten,
welche mit diesem Laute verbunden sind. Die Nagethiere schroten das Holz, das
Getreide, wenn sie es durch Nagen gröblich zermalmen. Am üblichsten ist es in
den Mühlen, wo das Getreide geschroten wird, wenn man es von dem Steine in
grobe Stücke zerbrechen läßt, ohne es durch das Beuteltuch gehen zu lassen.
Geschrotene Gerste, geschrotenes Malz, geschrotene Bohnen, Erbsen u. s. f.
Dergleichen auf den Mühlen gröblich gemahlne Früchte denn auch collective
Schrot genannt werden. Ohne Zischlaut sind auch Krütze, Kraut, so fern es
ehedem gröbliches Pulver bedeutete, u. a. m. damit verwandt. Das Nieders.
schraden, Angels. scredan und Schwed. skräda, bedeuten gleichfalls zermalmen.
3. Mit dem diesem Zeitworte eigenen Laute, aushöhlen; wo es doch nur selten
vorkommt. Ehedem scheinet es auch in weiterm Verstande für aushöhlen überhaupt
üblich gewesen zu seyn, wovon denn Schroten ein hohles Gefäß, und das
Geschröte, der Hodensack, Lat. Scrotum, abstammen. Das Bergmännische schroten,
durch Erde und Gestein arbeiten, gehöret so wohl zu dieser, als der vorigen
Bedeutung. Es ist daselbst besonders in den Zusammensetzungen erschroten,
unerschroten, verschroten üblich. Der Bergmann hat starke Wasser erschroten,
wenn es in Erbrechen eines Ganges oder einer Kluft auf Wasser kommt. Einen Gang
mit einem Stollen erschroten, durch Führung oder Grabung eines Stollens auf
einen Gang kommen. Ein unerschrotenes Feld, wo noch nicht nach Erz gegraben
worden, ein uneröffnetes, im Gegensatze des verschrotenen Feldes. 4. Der Quere
nach zertheilen, es geschehe nun durch Sägen, Hauen, Schneiden oder auf andere
Art. 1) Eigentlich; Nieders. schraden, schon bey dem Ulphilas skreitan, im
Angels. screadan, im Engl. to shred, to shroud. Besonders von denjenigen
Gattungen des Theilens dieser Art, wobey der diesem Zeitworte eigenthümliche
Laut Statt findet, welches bey dem Zertheilen großer, harter, aber doch dabey
gewisser Maßen zäher Körper zu geschehen pfleget. Einen Baum in zwey Stücke
schroten, ihn in der Quere in zwey Stücke theilen, es geschehe nun durch Hauen
vermittelst der Schrotart, oder durch Sägen vermittelst der Schrotsäge. Die
Nadler schroten den Draht zu Nadeln, wenn sie ein Pack Draht mit der
Schrotschere durchschneiden. Von dieser Bedeutung stammet vermuthlich das
Nieders. schrad, schräge, ab. 2) In weiterer Bedeutung wird es in vielen Fällen
für zertheilen überhaupt gebraucht, es geschehe nun durch Schneiden, oder durch
Hauen, Sägen u. s. f. wo doch immer mit auf den eigenthümlichen Laut des
Zeitwortes Rücksicht genommen werden muß. Die Schmiede schroten ein Stück Eisen
entzwey, wenn sie es entzwey hauen, d. i. es auf das Schroteisen legen, oder
auch den Schrotmeißel darauf setzen, und es solcher Gestalt vermittelst des
Hammers theilen. Geschrotene Eisen sind im Bergbaue von dem Stangeneisen
abgeschlagene Stück. In den Münzen werden die Zaine geschroten, wenn man mit
einem hohlen, runden, scharfen Eisen die runden Stücke, welche hernach gepräget
werden, aus den Zainen hauen. Auf eben dieselbe Art werden auch die Oblaten
geschroten. Eben so wird es in vielen Fällen für sägen gebraucht. Die
Kammmacher schroten das Horn, wenn sie es sägen. Ingleichen für schneiden.
Ehedem schrotete man das Getreide, wenn man es mit der Sichel abschnitt, ja man
gebrauchte es vor diesem von einem jeden Schneiden mit der Schere, in welchem
Verstande das Nieders. schraden noch üblich ist; daher ein Schneider ehedem
auch Schröter Nieders. Schrader genannt wurde. Im Hochdeutschen ist es hier
wenig mehr gangbar, außer in einigen Fällen des gemeinen Lebens; der ehemahlige
figürliche Gebrauch aber ist völlig veraltet. Min lib ist abageschroten, mein
Leben ist abgekürzet, Notker. Er beschrotete ihre Pfründen, für beschnitt,
Walser ein Schweizer. Ohne Zischlaut ist auch im Böhm. Kratj schneiden. 3) *
Eine Figur dieser Bedeutung des Theilens, Zertheilens scheinet auch der nunmehr
längst [
1665-1666] veraltete Gebrauch für erforschen,
durchforschen, zu seyn, wo es mit dem Lat. scrutari sehr nahe verwandt ist. Sie
durhscroteton, sie durchforschten, Notk. bey welchem scrodende auch scrutantes
ist. Wenn es hier nicht vielmehr eine Onomatopöie des Fragens, der menschlichen
Stimme, ist da es mit grüßen, Nieders. gröten, verwandt seyn würde. Im Schwed.
ist skräda auswählen, Nieders. so fern es von dem Auswählen der Speisen
gebraucht wird, krüden, wo der Begriff des Zertheilens der hervorstechendste
ist. 5. Schieben und wälzen; doch auch nur von dieser Behandlung schwerer
Körper, welche, wenn sie geschoben oder gewälzet werden, den diesem Zeitworte
eigenen Laut machen, daher es nur in einigen Fällen üblich ist. Im Lat. ohne
Zischlaut rotare, bey dem Pictorius roden, movere ac moliri, wohin auch unser
Frequentativum rütteln gehöret. Einen Stein fortschroten, mühsam fortschieben
oder fortwälzen. Eine Last von dem Wagen, auf den Wagen schroten. Ein Faß Wein,
ein Faß Bier in den Keller schroten, aus dem Keller schroten. (
S. Schröter, Schrotleiter Schrotseil.) Hierher scheinet,
doch ohne Zischlaut, auch das Nieders. kroden zu gehören, welches besonders in
den Torfländern üblich ist, wo der gegrabene Torf gekrodet wird, wenn er auf
einem Karren an den Ort geschoben wird, wo er trocknen soll, welches von den
Krodern geschiehet. So auch das Schroten. Anm. Ehedem ging dieses Zeitwort
irregulär; Imperf. ich schriet. Mittelw. geschrieten oder geschroten, von
welcher Form noch jetzt das Mittelwort geschroten für geschrotet üblich ist.
[
1665-1666]