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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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Die Schrift

, [1655-1656] plur. die -en, von dem Zeitwort schreiben. 1. Geschriebene Zeichen der Gedanken, wo dieses Wort wiederum in verschiedenen Bedeutung üblich ist. 1) Geschriebene Zeichen der Worte und Gedanken überhaupt; wo der Plural nur von Mehrern Arten Statt findet. Indessen ist es in dieser Bedeutung wenig mehr gangbar. Druck, aber nicht Schrift lesen können. Zu lernen Chaldäische Schrift und Sprache, Dan. 1, 4. Gott hatte selbst die Schrift in die Tafeln gegraben, 2 Mos. 32, 16. In weiterer Bedeutung auch wohl die gedruckten Zeichen der Worte und Gedanken, daher man in Niederdeutschland die geschriebene Schrift von der gedruckten Schrift unterscheidet. 2) Die Art und Weise dieser geschriebenen Zeichen in Ansehung ihrer Züge. Eine gute, eine schlechte Schrift schreiben, für Hand; eine nur im gemeinen Leben übliche Bedeutung. Geheime Schriften, den meisten unbekannte Arten zu schreiben, oder Zeichen der Worte und Gedanken. Am üblichsten ist es noch in den Zusammensetzungen Kanzelleyschrift, Mönchsschrift, Fracturschrift, Current-Schrift u. s. f. 2. Die gegossenen Buchstaben werden in den Buchdruckereyen collective im Plural Schriften oder Lettern genannt. Neue Schriften zu einem Werke gießen lassen. Auch wird es im Singular von den zusammen gehörigen Schriften oder Buchstaben einer Art gebraucht. Die Griechische Schrift, die Versal-Schrift, die Schwabacher Schrift. Wenn mit diesen Ausdrücken bloß auf die Gestalt und Züge der Zeichen gesehen wird, so gehören sie zur vorigen Bedeutung. 3. Geschriebene Worte oder Gedanken. 1) Überhaupt. Welcher Mensch diese Schrift lieset, Dan. 5, 7. Wo es doch auch nur in den Zusammensetzungen Aufschrift, Unterschrift, Umschrift, Inschrift u. s. f. am üblichsten ist. Zuweilen verstehet man darunter auch den beschriebenen oder bedruckten Theil eines Buches, Blattes u. s. f. Der Buchbinder hat in die Schrift geschnitten. 2) Ein geschriebener Aufsatz, er sey von welcher Art er wolle. Etwas unter jemandes Schriften finden, unter den beschriebenen Papieren. Acten, Documente u. s. f. werden sehr häufig Schriften genannt. Schriften wechseln, vor Gerichte. Eine Schrift aufsetzen, eingeben, überreichen. Mit einer Schrift bey dem Rathe einkommen. So auch Abschrift, Bittschrift, Zueignungsschrift u. s. f. 3) Ein Buch, eine geschriebene oder gedruckte Rede wird oft nur eine Schrift genannt. Lutheri Schriften, alles, was er geschrieben hat; seine Werke. Eine Schrift drucken lassen, beurtheilen. Sich durch Schriften berühmt machen. Die Wochenschrift, Monathschrift u. s. f. Besonders gebraucht man es gern von kleinern gedruckten Aufsätzen, welche noch nicht Bücher genannt werden können, da man denn auch wohl das Dimin. Schriftchen gebraucht. 4) Im engsten Verstande verstehet man unter Schrift, oder heilige Schrift schlechthin, die Bibel, wo es collective und im Singular allein von dem ganzen Umfange der göttlichen Schriften gebraucht wird. Die Schrift gebeut, die Wohlthäter ins besondere zu lieben, Gell. Anm. Im Isidor Chischribe, bey dem Kero Keschrifti, bey dem Ottfried Scrip. Giscrib, bey dem Notker Skrifte. In Westphalen und andern Niederdeutschen Städten wird die Sammlung der Stadtgesetze, der Statuten die Schraa genannt, das ist, die Schrift. [1657-1658]
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