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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Die Schreibtafel | | Der Schreiner

Der Schrein

, [1653-1654] des -es, plur. die -e, Diminut. das Schreinchen, Oberd. Schreinlein, ein im Hochdeutschen ungewöhnliches, nur noch in einigen Provinzen, so wohl Ober- als Niederdeutschlandes übliches Wort, welches einen Kasten, eine Kiste, eine Lade, ingleichen einen Schrank bedeutet. Daher hat man daselbst Geldschreine, Bücherschreine, Kleiderschreine, Schriftenschreine, zur Verwahrung der Schriften oder Acten, Speiselschreine, Silberschreine, Juwelenschreinchen u. s. f. Ein Archivarius wurde um deßwillen ehedem Schreinhalter genannt. Besonders wurde dieses Wort vor diesem von Behältnissen der Reliquien und Heiligthümer, von einem Reliquien-Kasten gebraucht, wovon Frisch einige Beyspiele anführet, so wie es auch von einem jeden Behältnisse vorkommt.
Diu mir wol froide mag gegeben Der lib aller selden Schrin, Herzog Heinrich von Breslau; d. i. ein Behältniß, ein Inbegriff aller Glückseligkeit.
Anm. Im Osnabrück. Schreen, im Angels. Scrin, im Engl. Shrine, im Schwed. Skrin, im Isländ. Skrijn, im Bretagn. Scrin, im Wallis. Ysgrin, im Lettischen Skryne, im mittlern Latein. Screona, Escrinium, und ohne Zischlaut Crineum, im Franz. ehedem Escrin, im Ital. Scrinio, Scrigno, Ciscranno, alle in der Bedeutung eines Kastens oder Schrankes; aus welchem weiten Umfange erhellet, daß dieses Wort nicht unmittelbar von dem Lat. Scrinium abstammet, wohl aber ein Seitenverwandter desselben ist. S. Schrank, mit welchem es aus einer und eben derselben Quelle herstammet. [1655-1656]
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