Schreiben
, [
1651-1652] verb. irreg. act. Imperf. ich
schrieb; Mittelw. geschrieben; Imper. schreib. 1) Eigentlich Schriftzüge
machen, Worte durch lesbare Zeichen dem Auge sichtbar machen, so daß es
zunächst auf die sichtbaren Zeichen gehet. Mit Kreide, mit einem
Schieferstifte, mit Röthel u. s. f. schreiben. Mit dem Finger in den Sand
schreiben. Auf Papier, Pergament, Erz, Marmor schreiben. Es läßt sich nicht
darauf schreiben. Leserlich, deutlich, undeutlich schreiben. Eine gute,
schlechte Hand schreiben. Enge, weitläufig schreiben. Falsch schreiben. Etwas
in das Reine schreiben. Den ganzen Tag schreiben. Sich etwas hinter die Ohren
schreiben, figürlich, es sich zur künftigen Ahndung oder Wiedervergeltung
merken. Das geschriebene Wort Gottes, zum Unterschiede von dem gesprochenen.
Ingleichen von den Werkzeugen, womit man schreibt. Die Kreide schreibt nicht,
wenn sie naß ist. Die Feder schreibt schlecht, gut, will nicht schreiben.
Schreiben wird nur von derjenigen Art der Verfertigung sichtbarer Zeichen der
Worte und Gedanken gebraucht, welche vermittelst eines flüssigen oder
abfärbenden Körpers, oder auch durch bloße einfache vertiefe Züge vermittelst
eines spitzigen Werkzeuges hervor gebraucht werden; um diese Verrichtung von
dem Schneiden, Stechen, Ätzen, Hauen u. s. f. zu unterscheiden. 2) Durch
mehrere schriftlich ausgedruckte Worte und Gedanken hervor bringen. Eine
Rechnung, ein Urtheil, einen Brief, ein Buch schreiben. Eine Grammatik, ein
Wörterbuch, eine Geschichte u. s. f. schreiben. Ein Recept schreiben. Die
Zeitungen schreiben. Nicht seinen Nahmen schreiben können. Ein Paar Zeilen an
jemanden schreiben. Eine Sprache schrei- ben, aber nicht reden können, sich
schriftlich aber nicht mündlich darin ausdrucken können. Das Buch ist
Lateinisch, in Lateinischer Sprache geschrieben. Sich schreiben, sich
unterschreiben, von der Art und Weise, wie jemand seinen Nahmen ausdrückt. Wie
schreibt er sich? auf was für Art pflegt er sich zu unterschreiben? Sehr oft
wird schreiben absolute von Verfertigung einer Schrift gebraucht. Über einen
Text schreiben. Wider jemanden schreiben. Besonders von Verfertigung eines
Briefes. Ich will an euren Freund schreiben. Cajus hat noch nicht geschrieben.
Man schreibt nicht viel Neues von Berlin. Nach Berlin schreiben. Wir wollen
darum schreiben. Er schreibt nicht gern, nähmlich Briefe. Da es denn auch
figürlich reciproce gebraucht wird. Wo schreibt sich die Nachricht her?
eigentlich, wer hat sie geschrieben? und in weiterer Bedeutung auch, von wem
kommt sie her? wer hat sie ertheilet? Ja auch von einer jeden andern Sache. Wo
schreibt sich das her? wo kommt das her? Zuweilen wird es auch für abschreiben
gebraucht. Sich vom Schreiben nähren, vom Abschreiben. Acten schreiben,
abschreiben. 3) In Rücksicht auf die schriftlich ausgedruckten Worte und
Gedanken, wo der Begriff der Schriftzeichen verschwindet. Schön, zierlich,
rein, erhaben, niedrig u. s. f. schreiben. Das Buch ist vortrefflich
geschrieben. So auch das Schreiben. Anm. Schon in dem Isidor und bey dem Kero
scriban, bey dem Ottfried screiban, im Niedersächsischen schriven, im
Schwedischen skrifva, welches auch mahlen bedeutet, im Bretagnischen skriva, im
Irländ. schriobbam, im Wallisischen ysgrivenny, im Lat. scribere, im Griech.
ohne Zischlaut -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Die
beyden letzten siehet man gemeiniglich als die Stammwörter des Deutschen an,
allein sie sind nur Seitenverwandte. Der Grund der Benennung liegt in der
ältesten Art der Verfertigung der Schriftzüge, welche ein Schneiden, Graben,
mit Reiben verbundenes Graben u. s. f. war, so war, so daß unser graben,
reiben, (dem es auch in der Conjugation gleich ist,) das Schwed. rifva,
schneiden, u. a. m. die nächsten Stammwörter sind, woraus schreiben vermittelst
des oft intensiven, oft aber auch müßigen Zischlautes gebildet worden. (
S. Schrift.) Da das b am Ende sehr gelinde lautet, so
bekommt es in der Zusammensetzung, wenn ein Consonans folget, gern ein e
euphonicum, damit die gelinde Aussprache nicht verloren gehe; Schreibebuch,
Schreibepult u. s. f. Aber in manchen ist doch die Auslassung des e und
zugleich die härtere Oberdeutsche Aussprache des b hergebracht, wie in
Schreibfeder, Schreibfehler, Schreibpapier, Schreibstube u. s. f. für
Schreibefeder u. s. f. [
1651-1652]