Schmächtig
, [
1551-1552] -er, -ste, adj. et adv. 1) *
Von dem vorigen schmachten, oder vielmehr von dem veralteten Hauptworte
Schmacht, ein hoher Grad des Hungers, Hunger leidend, Mangel an den nöthigen
Nahrungsmitteln habend und empfindend; eine im Hochdeutschen unbekannte, im
Ober- und Niederdeutschen aber sehr gangbare Bedeutung. So schmächtig als ein
Wolf, so hungerig. Ein schmächtiger Dieb, ein geitziger Hungerleider. Eine
schmächtige Herberge, wo nichts zu beißen noch zu brechen ist. Schmächtig
aussehen, verhungert. Schmächtig leben, armselig. 2) In vielen Gegenden,
besonders in Ober- und Niedersachsen, ist schmächtig auch so viel wie schlank
oder geschlank, lang aber nach Verhältniß dünne und biegsam. Ein schmächtiger
Mensch, von einem schlanken Wuchse. Ein schmächtiges Reis, ein schlankes. Anm.
Nieders. smagtig, smätsk. In der zweyten Bedeutung scheinet dieses Wort nur
zufälliger Weise zur ersten zu gehören, indem ihr in derselben nichts von dem
verächtlichen Nebenbegriffe des Hungers oder der Noth anklebt, der in der
ersten herrscht; es scheinet hier vielmehr zu schmiegen und dem bey Schmach
angeführten veralteten Beyworte smach, klein, und figürlich geringe, schlecht,
zu gehören. Ohne Zischlaut sind auch mager, macere, macer, macilentus u. s. f.
mit diesem Worte in der ersten Bedeutung verwandt.