Schlummern
, [
1543-1544] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, leise und leicht schlafen, so daß man noch ein
dunkles Bewußtseyn seiner und anderer Dinge hat, worin es von dem schlafen
unterschieden ist. Der Hüther Israel schläft noch schlummert nicht, Ps. 121, 4.
Keiner schlummert noch schläft, Es. 5, 27. Die biblische R. A. die Augen oder
Augenlieder schlummern, Ps. 132, 4, Matth. 13, 15, ist nur in der dichterischen
Schreibart erlaubt; allein, mit den Augen schlummern, Apost. 28, 27, ist ganz
ungewöhnlich. Ingleichen figürlich, besonders in der höhern Schreibart. So viel
Gattungen von Fühlbarkeit in unserer Natur schlummern, so viel auch Tonarten
(gibt es,) Herd.
Es schlummere sorgenlos auf Rosen dein Gewissen, Die Schlange
werd ich selbst noch zu erregen wissen, Weiße.
Als sie in die Gefilde des Friedens hin über schlummerte,
Klopst. Anm. Im Engl. to slumber, im Angels. slumeran, im Schwed. slumra, im
Holländ. sluymeren, und ohne Zischlaut luymeren. Die Endung -ern zeiget schon,
daß dieses Wort ein Iterativum oder Intensivum ist, dessen Stammwort schlummen
noch in einem alten Vocab. von 1482 für schlummern vorkommt. Der Stammbegriff
ist auch hier die lahme, schlaffe Beschaffenheit eines schlummernden Körpers,
nur daß das weiche und sanfte m einen schwächern Grad ausdruckt, als das
härtere f in Schlaf. In den gemeinen Mundarten und verwandten Sprachen gibt es
noch viele andere Wörter, den Schlummer und das Schlummern auszudrucken, welche
sich größten Theils auf einen ähnlichen Begriff gründen. Dahin gehöret Notkers
naphzen, in Baiern noch jetzt napfzen, wo aber, so wie in dem Osnabrück.
nicken, schlummern, Nuck, oder Schlummer, und dem Schweizerischen nucken,
schlum- mern, entnucken, einschlummern, Baier. entnapfzen, der Begriff des mit
dem Schlummern im Stehen oder Sitzen verbundenen Nickens mit dem Kopfe der
herrschende Begriff zu seyn scheinet; ferner die gleichfalls Oberdeutschen
launlen, lauschen, dächeln, heideln, die Niederdeutschen dusen, drünsen,
drünseln, drusen, drömken, dusken, das Mecklenburgische dörmen, dormire, dessen
Intensivum dormitare, das Stammwort aber das Schwed. und Isländ. Dur, der
Schlummer, ist, der im Bremischen auch Wenk und Vaak heißt, in Boxhorns Glossen
Fakinga, wo fakon schlummern ist. [
1545-1546]