Das Schloß
, [
1537-1538] des -sses, plur. die
Schlösser, Diminut. das Schlößchen, Oberd. Schlößlein; von dem Zeitworte
schließen. 1) * Die Handlung des Schließens, ohne Plural; eine größten Theils
veraltete Bedeutung, wofür jetzt Schluß üblich ist. Die Maurer pflegen die
Schlußsteine, welche den Schluß eines Gewölbes machen, noch zuweilen
Schloßsteine zu nennen. Vielleicht gehöret hierher auch das Schloß oder der
Schlußtritt bey den Jägern, welches derjenige Tritt ist, welchen der Hirsch
mitten in seinem Bette mit einem der Vorderläufte thut, indem er aufstehet. 2)
Ein Ding, welches schließet, wo es zunächst, wie dieses Zeitwort, eine
Nachahmung des Lautes ist, und eigentlich von solchen Werkzeugen gebraucht
wird, welche vermittelst einer gespannten Feder oder auf ähnliche Art, einen
diesem Worte angemessenen schnappenden Laut von sich geben. Von dieser Art ist
das Schloß an den Feuergewehren, das von Federn getriebene Feuerzeug an
denselben. Besonders, wenn durch ein solches Werkzeug ein anderes Ding zugleich
zugeschlossen oder verschlossen wird. Dahin gehören die Schlösser an den Hals-
und Armbändern, an den Schreibtafeln, an den Büchern, welche letztern in
Österreich Schließen genannt werden, an den Taschenbügeln, und in andern
ähnlichen Fällen mehr, welche im gemeinen Leben auch zum Unterschiede von den
andern Arten Knippschlösser genannt werden. Im engsten Verstande ist ein Schloß
ein kleiner Kasten mit Einem oder mehrern Riegeln, welche von einer Feder
getrieben werden, Thüren und andere Öffnungen damit zu verschließen. Ein
Riegelschloß, zum Unterschiede von einem Vorlege- oder Hängeschlosse. Ein
Schloß vorlegen, ein Hängeschloß. Zuweilen verlieret sich die Onomatopöie, und
da werden die Eisbeine an Menschen und Thieren, welche sich in manchen Fällen
öffnen und wieder zuschließen, oft auch nur das Schloß genannt, (
S. Schlußbein.) Dahin gehören auch die Schlösser oder
Schlüssel an den Baßpfeifen, welches bloße Bleche sind, welche die Öffnung
öffnen oder verschließen. 3) Der Ort, wo ein Ding geschlossen ist, und der auch
der Schluß genannt wird; doch nur in einigen Fällen. Bey den Pferden ist das
Schloß das Ende der Nase, wodurch die beyden Nasenlöcher abgesondert werden;
vielleicht weil sich hier die Nase schließet oder endiget. An den
Kunstgestängen ist das Schloß derjenige Ort, wo zwey Gestänge an einander
schließen, und daher selbst mit Ringen und Schrauben verwahret sind. 4) Ein
eingeschlossener, d. i. wider den Anfall eines Feindes verwahrter Ort, da es
denn Spuren gibt, daß ehedem auch befestigte Städte so wohl Bürge, als
Schlösser und Castelle genannt worden. Jetzt werden nur noch befestigte und mit
gewissen Hoheitsrechten begabte Wohnsitze der Fürsten, Herren und Dynasten
Schlösser genannt; ehedem hießen sie Bürge. Ein königliches Schloß, ein
fürstliches Schloß. Ein Bergschloß, wenn es auf einem Berge liegt, ein
Raubschloß, so fern es zur Sicherheit der Räuber befestiget ist, oder
Räubereyen aus demselben geschehen. Schlösser in die Luft bauen, unmögliche
Entwürfe aushecken. Ein Mann, auf den ich Schlösser gebauet hätte, auf welchen
ich ein unumschränktes Vertrauen setzte. In weiterer Bedeutung wird im gemeinen
Leben häufig ein jeder ansehnlicher Pallast eines vornehmen Herren, und in
manchen Gegenden ein jeder Rittersitz ein Schloß genannt, ohne Zweifel, weil
dergleichen Wohnsitze ehedem wirkliche Schlößer waren. Anm. In der zweyten
Bedeutung schon im Schwabenspiegel Slozz, im Nieders. Slot, im Schwed. ohne
Zischlaut Las, Dän. Laas, Isländ. Las, und im Engl. mit einem andern Endlaute
Lock. (
S. Schließen.) In weiterer Bedeutung ist in Boxhorns
Glossen Sloz ein Riegel, welche Bedeutung das Niedersächs. Slöte noch hat. In
der vierten Bedeutung lautet es im Nieders. Slot, und im Schwed. Slott. Daß
auch hier die Bedeutung des Schließens oder Einschließens zum Grunde liegt, so
wie Arx von arcere gebildet ist, erhellet unter andern auch aus dem Nieders.
Slöte, welches auch ein Schlußbalken. [
1539-1540]