Schimmern
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1469-1470] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, das Intensivum von dem veralteten schiemen,
scheinen, ist, und vermöge seines intensiven r eine zitternde Bewegung
andeutet; ein zitterndes Licht von sich geben. Es ist in einem doppelten
Verstande üblich. 1) Von einem hellen, zitternden Lichte, wo es doch noch
keinen so hohen Grad des zitternden Lichtes bedeutet, als das stärkere funkeln,
und das stärkste blitzen. Man sahe, wie der güldne Zeug schimmerte, 2 Macc. 5,
3. Wenn ihr zu Felde lieget, so glänzets als der Taubenflügel, die wie Silber
und Gold schimmern, Ps. 68, 4. Die Diamanten, die Sterne schimmern. Von Gold,
von Diamanten schimmern. Man kann durch den Putz schimmern, man gefällt aber
nur durch die Person. Ein schimmerndes Glück. Der Mahler läßt den Held seines
Stückes am meisten schimmern. Wie hell schimmert das Blau des Himmels durch das
zerrißne Gewölk! Geßn. 2) Von einem schwachen, zitternden Lichte, einen sehr
schwachen Schein von sich geben, weil derselbe allemahl eine zitternde Bewegung
zu haben scheinet. Es schimmert vor den Augen. Ich sahe ein schwaches Licht
schimmern.. In den gemeinen Sprecharten einiger Gegenden gebraucht man es auch
figürlich von den Augen und Personen. Die Augen schimmern, bey dem Apherdian
scheimern, wenn sie nur ein schwaches, zitterndes Licht sehen. Schiemerst du,
so setze den Beryll (Brill) auf, ebend. Die Talkerde, der Bleyschweif u. s. f.
sind schimmernd oder schimmern, weil nur einige Theile ihrer Oberfläche ein
schwaches Licht zurück werfen. So auch das Schimmern. Anm. In der ersten
Bedeutung im Schwed. skymra. Das veraltete schiemen, von welchem dieses das
Intensivum ist, und welches von unserm scheinen nur in dem nahe verwandten
Endlaute verschieden ist, kommt in den ältern Mundarten noch häufig vor, bey
dem Ottfried skimen. Im Angelsächs. ist Skima der Schein, Glanz, und bey dem
Ulphilas Skeima die Laterne. In der zweyten Bedeutung, wo es im Nieders.
schemern und schimmern, im Holl. schemeren und schumeren lautet, kann es auch
zunächst als ein Intensivum von dem noch im Niederd. üblichen schemen, Schatten
geben, verdunkeln, angesehen werden, welches mit dem entgegen gesetzten
schiemen, leuchten, näher verwandt ist, als der erste Anblick zu versprechen
scheinet. (
S. Schemen und Schämen.) Indessen sticht auch hier der
Begriff der zitternden Bewegung am meisten vor. Im Schwed. ist skumm dämmerig,
Niedersächs. schemerig und schummerig, im Isländ. Skaum die Dämmerung, Nieder.
Schummer, Schemerung, im Angels. scymrian verdunkeln. Das Österreich.
schimmern, klappern, in den gemeinen Obersächs. Sprecharten scheppern, gehöret
nicht hierher, sondern ist eine unmittelbare Onomatopöie.
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1471-1472]