Die Scheuer
, [
1431-1432] in härtern Sprecharten die
Scheure, plur. die -n, ein bedecktes Gebäude, etwas darin vor der äußern
Witterung zu verwahren. In diesem Verstande ist noch die Ziegelscheuer ein
leichtes Gebäude, worin die Ziegel gestrichen und getrocknet werden. In andern
Fällen ist dafür im Hochdeutschen Schauer üblicher; z. B. der Wagenschauer. In
engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist die Scheuer ein landwirtschaftliches
Gebäude, worin das vom Felde abgebrachte Getreide verwahret und ausgedroschen
wird. Die Vögel unter dem Himmel sammeln nicht in die Scheuern, Matth. 6, 2.
Das Getreide in die Scheuer bringen. Anm. Schon im Galischen Gesetze Scuria,
bey dem Ottfried Shiura, bey dem Tatian Skiura, im Nieders. in der ersten
weitern Bedeutung Schur. Der Begriff der Bedeckung und der damit nahe verwandte
Begriff des hohlen Raumes ist in diesem Worte der herrschende, daher es mit 2
Schauer und Geschirr zu einem und eben demselben Geschlechte gehöret. Das
Franz. Escurie stammet davon ab, so wie dem Latein. horreum und Arab. Horjon
nur der Zischlaut mangelt. Die Endsylbe kann die gewöhnliche Ableitungssylbe
-er seyn, und alsdann ist die Schreibart Scheure unrichtig; wenn aber auch das
zum Stamme gehören sollte, so hat doch der Wohlklang schon in den meisten
Wörtern dieser Art dem r das e vorgesetzt, die sonst unvermeidliche Härte zu
mildern. So spricht man gelinder Dauer, dauern, Mauer, mauern, lauern, scheuern
u. s. f. als Daure, dauren, Maure, mauren, lauren, scheuren. In den gemeinen,
besonders Niedersächsischen Mundarten, ist für das höhere und edlere Scheuer
das nur im Endlaute unterschiedene Scheune üblich, so wie man die Scheuer in
einigen Oberdeutschen Gegenden auch den Stadel nennet.