Das Schellkraut
, [
1409-1410] des -es, plur. inus. eine
Pflanze, welche einen safranfarbigen scharfen und beißenden Saft gibt, und
wovon man mehrere Arten hat; Chelidonium L. Das große Schellkraut wird auch
Maienkraut, großes Schwalbenkraut und Schellwurz, das kleine aber auch
Feigwarzenwurz genannt. Da dieses Gewächs auf den Europäischen Ruinen
einheimisch ist, so könnte man dessen Nahmen von dem veralteten zerschellen,
zertrümmern, herleiten, wenn es nicht wahrscheinlicher wäre, daß der Deutsche
Nahme mit dem Griech. und Latein. Chelidonium verwandt ist, indem sich die
Haupt- und Stammsylbe in beyden nur durch das oft zufällige f unterscheidet.
Chelidonium und Schwalbenwurz heißt es, weil es im Frühlinge blühet, wenn die
Schwalben sich sehen lassen. Eine Schwalbe heißt im Niedersächs. Swal, woraus
leicht Schell werden können. Die Holländer nennen es Scheldkruut, welche Form
jenem noch ähnlicher ist. Die Niedersachsen nennen es Schinkraut, weil es eine
geschundene, d. i. geschellte oder verletzte Haut geschwinde heilet. Frisch
glaubt, daß es von den Schellen, d. i. kleinen Hödlein, an der Wurzel benannt
worden, daher es in einigen Gegenden auch Biberhödlein heißt. Auch eine Art des
Storchschnabels, Geranium 1. Tabern, wird in manchen Gegenden klei- ne
Schellwurz und kleines Schwalbenkraut genannt, weil es gleichfalls bey Ankunft
der Schwalben blühet. [
1409-1410]