Die Schelle
, [
1407-1408] plur. die -n, Diminut. das
Schellchen, von dem Zeitworte schellen. 1) Ein Ding, welches schallet, wo es
auch unmittelbar von dem Neutro schallen abgeleitet werden kann. Es wird hier
nur noch im gemeinen Leben so wohl allein, als auch in dem zusammen gesetzten
Maulschelle, von einem Backenstreiche gebraucht, einen schallenden Schlag an
den Backen zu bezeichnen.
Und gab ihm eine derbe Schelle, Lichtw.
2) Ein Ding, womit man schellet, von dem folgenden Zeitworte.
Im weitesten Verstande, wo es doch nur die Fessel an Händen und Füßen zuweilen
noch die Hand- Fuß- oder Beinschellen genannt werden, weil sie in der Bewegung
einen klingenden Schall von sich geben. In einigen Gegenden führet auch die
Glocke einer Thurm- oder Schlaguhr den Nahmen der Schelle. Am üblichsten ist es
im engsten Verstande von kleinen dünnen, gemeiniglich runden Glöckchen, welche
einen schallenden Klang verursachen. Dergleichen sind die Schlittenschellen,
Narrenschellen u. s. f. Der Katze die Schelle anhängen, eine gefährliche Sache
unternehmen, welche andere zu thun sich weigern; eine aus Äsops Fabeln
herstammende sprichwörtliche Redensart. Die Schellen an den Kleidern, waren
ehedem ein Zeichen der Pracht und finden sich von dem Priesterkleide Aarons an,
bis tief in die mittlern Jahrhunderte. Da wo die Schelle klingen, in Regis
curia, in dem alten Liede In dulci Jubilo. Nachmahls war dieses Stück der
ehemahligen Kleiderpracht den Hof- und öffentlichen Narren überlassen. Eine
Schelle hat, wie schon gesagt worden, gemeiniglich eine kugelrunde Gestalt mit
einem Einschnitte, um dem Schalle Luft zu machen. Nähert sich ein solches
Werkzeug mehr der Gestalt der gewöhnlichen Thurmglocken, so nennt man es im
Hochdeutschen lieber eine Glocke oder ein Glöckchen als eine Schelle. In andern
Gegenden heißt auch die kleine Glocke an den Thüren eine Schelle, welche man im
Hochdeutschen eine Klingel nennet, welches Wort aber nicht bloß die Glocke,
sondern ihr ganzes Zugehör bezeichnet. Die Küchenschelle, eine Pflanze, und
Schellen in der Deutschen Karte haben ihren Nahmen ihrer Figur zu danken. Anm.
Schon im Galischen Gesetze Skella, im Angels. Skella, im Schwed. Skälla, im
mittlern Lat. Eschilla, im Ital. Squilla. Im Nieders. wird einen Schelle in der
engsten Bedeutung Pingel und in Baiern Röllel genannt.