Schänden
, [
1349-1350] verb. reg. act. Schande
zufügen, in der fünften Bedeutung dieses Hauptwortes. 1. Eigentlich, so fern
Schande ehedem körperliche Verletzung bedeutet, ist schänden verletzen
überhaupt; in welcher Bedeutung es doch nur in einigen Oberdeutschen Gegenden
üblich ist. Die Rinde eines Baumes schänden, verletzen. Der Blitzstrahl fuhr
den Tourm hinunter und schändete die Sacristey, Bluntschli, ein Zürcher. Im
Hochdeutschen gebraucht man es nur im engern Verstande, so verletzen, daß
daraus eine völlige Verunstaltung erfolge. Wer sich die Nase abschneidet, der
schändet sein Gesicht. Ein Bild, ein Gemählde schänden. Einen Braten schänden,
ihn auf eine unschickliche Art anschneiden. Im gemeinen Leben in allen diesen
Fällen auch verschänden. 2. Figürlich. 1) Schande, d. i. thätige Beschimpfung
zufügen; wo es in engerer Bedeutung häufig für schmähen, schimpfen gebraucht
wird, und in der niedrigen Sprechart mit der ausländischen Endung auch wohl
schändiren lautet. Jemanden schänden, schmähen. Er hat geschändet den Zeug des
lebendigen Gottes, 1 Sam. 17, 36. Es lobe mich ins Gesicht, es schändet mich im
Rücken, Logau. (
S. auch Ausschänden.) 2) In weiterer Bedeutung ist
schänden oft grobe Unvollkommenheiten überhaupt andichten, zufügen; entehren.
Wie lange soll meine Ehre geschändet werden? Ps. 4, 3. Wenn mich mein Feind
schändete, Ps. 55, 13. Der Gottlose schändet sich selbst, Sprichw. 13, 5.
Armuth schändet nicht, bringt keine wahre Schande oder Unehre. Seine Familie
schänden, ihr durch sein Betragen Unehre, Schande bringen. Den Sabbath
schänden, ihn vorsetzlich und auf eine grobe Art entheiligen.
So trotzen Freund und Feind und schänden die Gesetze, Weiße.
3) In der engsten Bedeutung ist eine Person weiblichen
Geschlechtes schänden, sie der weiblichen und jungfräulichen Ehre berauben; wo
es doch jetzt schon unter die Harten und minder anständigen Ausdrücke gehöret,
wofür entehren üblicher ist. Eine Jungfrau schänden, sie entehren. So fern
Schande jedes grobe Verbrechen wider das sechste Geboth bedeutet, wird auch
wohl schänden in dieser Bedeutung gebraucht. Zu schänden ihre eigene Leiber an
ihnen selbst, Röm. 1, 24. Knaben schänden. So auch das Schänden und die
Schändung. Anm. Schon bey dem Kero scantan, der es aber für beschämen
gebraucht, bey dem Notker schenden, für zu Schanden machen, beschämen, im
Nieders. schennen, im Schwed. skända, im Engl. to shend. Es stammet entweder
unmittelbar von Schande her, oder es ist auch das Intensivum von dem veralteten
Zeitworte schanen; schänden für schännen. (
S. Schande.) Opitz gebraucht es Ein Mahl, in einer sonst
ganz ungewöhnlichen Bedeutung: Die Pein mit der ich mich bey Nacht und Tage
schände. Wo es für kränken zu stehen scheinet. [
1351-1352]