Der Schächer
, [
1313-1314] des -s, plur. ut nom. sing.
ein im Hochdeutschen veraltetes, aber noch in einigen Oberdeutschen Gegenden
übliches Wort, einen Räuber und Mörder zu bezeichnen. Man gebraucht es nur noch
zuweilen in der theologischen Schreibart, wenn von den zwey mit Christe
gekreuzigten Übelthätern die Rede ist, welche Luther Mörder nennet. Das Wort
ist alt und kommt schon bey dem Ottfried vor, der einen Räuber und Mörder
mehrmahls Scaher nennet. Scahero luag ist bey ihm eine Räuberhöhle oder
Mördergrube. Sich legt an den Weg als ein schacher, heißt es in einer alten
Übersetzung der Sprüche Salomo von 1400, Kap. 23, 28. Es stammet von dem
veralteten Zeitworte schachen, Franz. saccager, her, welches überhaupt eine
schnelle Bewegung machen, in engerm Verstande aber rauben, tödten, niedermachen
bedeutet hat, (
S. Schächten,) und sich von jagen nur durch den
Zischlaut unterscheidet. Es ist noch im Niederdeutschen üblich, wo es schaken
lautet, und besonders von der Entführung eines Frauenzimmers gebraucht wird.
Das Hauptwort Schach, im mittlern Lat. Scacus, Holl. Schaek, war für Raub,
Rauberey, ehedem gleichfalls sehr üblich, und kommt bey unsern alten
Oberdeutschen Schriftstellern häufig vor. Die erste und ursprüngliche Bedeutung
ist, wie in Raub und andern ähnlichen Wörtern, die heftige Bewegung, daher die
Verwandtschaft mit Schäker, schicken, Schal, schaukeln, dem Angels. scacan, dem
Engl. to shock, stoßen, schütteln, dem Franz. chocquer u. s. f. leicht
kenntlich ist. Wenn Schächer im vertraulichen Scherze zuweilen als ein
Scheltwort gebraucht wird, ein armer Schächer, ein armer Mensch, so hat es
dieses mit Schelm und andern Ausdrücken gemein, ob es gleich auch hier für
Schäker stehen kann. [
1315-1316]