Der Same
, [
1263-1264] des -ns, plur. doch nur von
mehrern Arten, die -n. 1. Eigentlich, diejenigen Theile der Gewächse, welche
nach der Blüthe zum Vorschein kommen, und voraus wieder andere Gewächse eben
derselben Art erzeuget werden. Samen bringen, tragen. In der weitesten
Bedeutung können alle diese Theile, sie haben übrigens eine Gestalt welche sie
wollen den Nahmen des Samens führen, und alsdann gehören auch die Nüsse, und
besonders ihre Kerne, mit dahin. Allein in engerer und gewöhnlicherer Bedeutung
wird nur der aus eigentlichen Körnern bestehende Same mit diesem Nahmen belegt,
obgleich bey den eigentlichen Früchten und Beeren auch das Wort Kern üblich
ist. 1) Im eigentlichen Verstande. Der Flachssame, Hanfsame, Kohlsame,
Rübensame, u. s. f. Das Senfkorn ist das kleinste unter allen Samen, Matth. 13,
32. Einen Samen säen. Der Same gehet auf. Von den Getreidearten gebraucht man
dieses Wort nur in so fern, als sie zur Fortpflanzung ihres Geschlechtes
bestimmt sind. Den Samen ausstreuen, säen. Obgleich auch hier die zusammen
gesetzten Samenkorn, Samengerste, Samenerbsen u. s. f. üblicher sind, wofür man
auch Saatkorn, Saatgerste u. s. f. sagt. Same ist ein Collectivum; soll ein
einzelnes Korn bezeichnet werden, so setzet man das Wort Korn daran, zwey
Samenkörner. 2) Figürlich. (a) In einigen Gegenden wird auch das grüne
Getreide, ehe es schosset, Samen genannt, wofür man in Ober- und Niedersachsen
Saat sagt. Der Same stehet schön, das junge Getreide, die Frucht. (b) Der Same
des göttlichen Wortes, der Samen guter Lehren, so fern sie nach ihrer
Bekanntmachung Frucht bringen, d. i. heilsame Wirkungen haben können und
sollen. Auch der erste Anfang zu sittlichen Veränderungen, die Fähigkeit dazu,
die wirkende oder veranlassende Ursache derselben, wird oft ihr Same genannt.
Kinder müssen den Samen einer frühen Tugend nicht unter dem Unkraute der
falschen Meinungen - ersticken lassen, Gell. Der Same alles Bösen ist
Finsterniß Herd. wo doch die Figur ein wenig hart ist. 2. In weiterer
Bedeutung, diejenige flüssige Materie, wodurch das Geschlecht der Menschen und
Thiere fortgepflanzet wird. 1) Eigentlich. Der männliche Same, diejenige
Flüssigkeit, womit ein männlicher Körper den weiblichen befruchtet. Der
weibliche Same, eine ihm ähnliche Flüssigkeit in den weiblichen Körpern,
welcher aber keine befruchtende Kraft hat. 2) Figürlich. (a) Die junge Brut der
Fische und mancher Insecten wird sehr häufig der Same genannt. Von den Fischen
gebraucht man dieses Wort bis sie zwey Jahr alt sind. (b) In der Deutschen
Bibel bezeichnet dieses Wort sehr häufig die Nachkommen. Im Deutschen ist diese
morgenländische Figur ungewöhnlich. Anm. 1. Im Hüttenbaue kommt dieses Wort
noch in einer doppelten Bedeutung vor, wo es aber noch ungewiß ist, ob es nicht
vielmehr zu andern Stämmen gehöret. Bey den Seigern werden diejenigen
Schlacken, welche noch Metall enthalten, der Same genannt, wo es allenfalls
eine Figur von der ersten Bedeutung seyn könnte. Eben daselbst heißt die flache
Grube in den Pochwerken unter dem Planenherde, in welcher der abfallende
Schlich aufgefangen wird, der Same, wo der Begriff eines hohlen Raumes der
herrschende zu seyn scheinet, dessen dieses Wort, als ein ursprünglicher
Ausdruck einer gewissen schnellen Bewegung, wie alle andere Wörter dieser Art,
gar wohl fähig ist. 2. Dieses Wort lautet schon im Isidor Sami, bey dem Notker
Samo, im Lat. Semen, im Böhm. Syme, Semeno, im Pohlnischen Siemie, im Dalmat.
Szime, im Türkischen Sembil, und selbst in der alten Ägyptischen Sprache Dsom
und Som. Es stammet von säen ab; welches den mit dieser Handlung verbundenen
Laut nachahmet, daher auch Same ursprünglich das Geräusch, das Samen oder
Sammen mehrerer bey einander befindlicher Dinge gewisser Art ausdruckt. (
S. Sam und Säen.) Mit einem andern Endlaute ist dafür im
Nieders. und in den verwandten Sprachen Saat üblich, (
S. dasselbe,) das doppelte a, welches einige Neuere in
diesem Worte einzuführen gesucht, hat nichts zu seiner Vertheidigung. Bey
vielen lautet dieses Wort in der ersten Endung Samen. Im Hochdeutschen ist
dieses ungewöhnlich, obgleich die folgende Endungen dieses n behalten.
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1265-1266]