Die Salse
, [
1257-1258] plur. die -n, ein im
Hochdeutschen ungangbar gewordenes Wort, welches indessen noch im Oberdeutschen
üblich ist, und eigentlich eine scharfe, salzige oder saure Tunke zu den
Speisen bedeutet. Eine Knoblauchsalse, von zerstoßenem Knoblauch und Essig, ein
Kräutersalse, von zerstoßenen Kräutern und Essig, Brunnkreßsalse,
Löffelkrautsalse, Meerrettigsalse, Weinsalse, Johannisbeersalse, Kirschsalse,
Hohlundersalse u. s. f. In einem 1501 zu Rom gedruckten Deutsch-Italiänischen
Vocabul. wird eine Senfttunke Salse genannt. Nach 2 Mos. 12, 8, und 4 Mos. 9,
11 mußte das Osterlamm mit Salsen gegessen werden, welches eine solche Tunke
von bittern Kräutern war, daher Michaelis hier auch statt des im Hochdeutschen
unbekanntern Salse sie durch bittere Kräuter umschreibet.
Ich schmecke von der ersten Wiege Nichts als ein bittres
Salsenmahl, Gryph.
In den Apotheken werden zuweilen verdickte Fruchtsäfte,
welche mit dem 4ten oder 6ten Theile Zucker zu einem weichen Brey oder zu einer
Gallerte gekocht werden, Salsen genannt; mit einem ausländischen Worte Rob.
Daher Attichsalse, ein solcher verdickter Attichsaft u. s. f. Anm. Im Ital.
Salsa, woraus es die Deutschen mit der Sache selbst entlehnet haben. Die
Franzosen haben vermittelst der ihnen gewöhnlichen Ausstoßung des l daraus ihr
Sauce gemacht, eine jede Brühe zu bezeichnen. Salse und Salsa stammen
unstreitig von Salz her; entweder so fern in den ältern ungekünstelter Zeiten
das Salz der vornehmste Bestandtheil einer Tunke war, oder auch so fern Salz
einen jeden Körper von scharfen und bittern Geschmack bedeutet,
S. Salat. [
1257-1258]