2. Die Saite
, [
1251-1252] plur. die -n, ein altes Wort,
welches, 1) * ehedem einen jeden Faden, ein Seil, einen Strick u. s. f.
bedeutete. Bey dem Kero ist Seid ein Strick, und in der Monseeischen Glosse
Zata das Haar. Das mittlere Lat. Seta und unser Seide gehöret nebst dem bey den
Webern üblichen Zettel, die Fäden des Aufzuges, gleichfalls dahin. 2) In
engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist die Saite entweder ein Draht, oder
auch ein aus Gedärmen gedrehter Faden, so fern beyde zu Hervorbringung der Töne
aus musikalischen Instrumenten gebraucht werden; die Darmsaite, Drahtsaite.
Harfen von acht Saiten, Psalter von zehen Saiten, in der Deutschen Bibel. Ein
Instrument mit Saiten beziehen. Neue Saiten aufziehen. Die Saiten spannen,
stimmen u. s. f. Diese Saite muß man nicht berühren, figürlich diesen Punct,
diese Sache. Die Saiten zu hoch spannen, seine Forderungen zu weit treiben. Er
wird bald gelindere Saiten aufziehen, auch figürlich, er wird bald gelassener
reden, von seinen Forderungen, von seinem Trotze nachlassen. In weiterer
Bedeutung führen alle aus Därmen gedreheten Schnüre, die man in manchen Fällen
auch Sehnen nennet, bey den Handwerkern den Nahmen der Saiten, wenn sie gleich
nicht zu musikalischen Instrumenten bestimmt sind. (
S. Michaelis Anmerk. zu Richt. 16, 7) Luther gebraucht
es auch einige Mahl für Saiten-Instrument in welchem Verstande es aber nicht
gewöhnlich ist. Anm. In der zweyten Bedeutung schon bey dem Ottfried Seito. Das
Oberdeutsche ai ist in diesem Worte älter als in andern, und in den neuern
Zeiten hat man es beybehalten, um es von Seite zu unterscheiden, indem wirklich
Fälle vorkommen können, wo einerley Schreibart Dunkelheit und Mißverstand
verursachen könnte.