Die Ruhr
, [
1205-1206] plur. die -en, von dem
Zeitworte rühren. 1) Die Handlung des Rührens; ohne Plural, und nur noch in
einigen einzelnen Fällen. So wird das Stranden eines Schiffes, wenn es den
Grund berühret, auf den Grund stößt, in einigen Gegenden die Grundruhe genannt.
In dem Landbaue ist die Ruhr die zweyte, und in einigen Gegenden die dritte
Arbeit zur Wintersaat, (
S. Rühren.) In den Weinbergen wird die letzte Hacke oder
Behackung in einigen Gegenden die Ruhr genannt. (Siehe auch Aufruhr.) 2)
Dasjenige, was gerühret wird; auch nur in einigen Fällen. So heißt an der
Falkenbeitze der lebendige Vogel, welchen man in der Hand flattern oder sich
rühren läßt, um dadurch den Falken an sich zu locken, die Ruhr. Auch bey den
Vogelstellern führet der Ruhrvogel diesen Nahmen, (
S. dieses Wort.) 3) Eine Krankheit bey Menschen und
Thieren, welche in einem ungewöhnlich heftigen und dünnen Bauchflusse bestehet,
wo man ehedem einen jeden Bauchfluß, und sogar das Laxiren die Ruhr nannte. Die
weiße Ruhr, ein solcher Bauchfluß von gewöhnlicher Farbe, wo die verdaueten
Speisen dünn und wässerig fortgehen, und der bey Menschen am häufigsten der
Durchfall, Durchlauf, die Diarrhee genannt wird. Die rothe Ruhr, welche auch
nur die Ruhr schlechthin genannt wird, wenn unter empfindlichen Schmerzen Blut
mit abgehet; die Dysenterie, von dem Griech. und Lat. Dysenteria. Anm. In dem
letzten Falle gehöret es zunächst zu der veralteten Bedeutung des Zeitwortes
rühren, da es auch für fließen gebraucht wurde, so daß Ruhr eigentlich den
Fluß, und in engerm Verstande den Bauchfluß bedeutet.