3. Der Rost
, [
1167-1168] des -es, plur. die Röste, ein
Gitterwerk, doch nur noch in einigen einzelnen Fällen, es bestehe nun ein
solches Gitter bloß einfachen, parallel laufenden Stäben, oder auch aus
solchen, welche einander kreuzweise durchschneiden. So wurde ehedem das Gitter
oder Fenster vor einem Helme der Helmrost oder nur Rost schlechthin genannt. In
manchen Gegenden pflegt man in den offenen Thüren der Kirchhöfe Gruben zu
graben, und einen eisernen, aus kreuzweisen Stäben bestehenden Rost darüber zu
decken, damit zwar Menschen, aber kein Vieh darüber gehen könne. Im Bauwesen
ist der Rost ein hölzerner Grund auf weichen oder feuchten Boden, welcher aus
mehrern kreuzweise geschränkten und fest mit einander verbundenen Schwellen
gezimmert wird, und oft auf eingeschlagenen Grundpfählen ruhet. Auf einen
solchen Rost wird alsdann das ganze Gebäude gesetzet. Auf den Feuerherden, in
den Öfen und allen Anstalten, wo man Feuer brennt, hat man gleichfalls Röste,
welche entweder aus bloß einfachen parallelen, oder auch aus kreuzweise
gelegten eisernen Stäben bestehen, worauf das Holz gelegt wird, damit die Asche
und oft auch die Kohlen im Verbrennen durch den Rost in den unter demselben
befindlichen hohlen Raum fallen. In den Küchen ist der Rost oder Bratrost ein
bewegliches, eisernes Gitter auf Füßen mit einem Stiele, allerley Speisen über
Kohlen darauf zu rösten. Und so vielleicht noch in andern Fällen mehr. Anm. Im
Nieders. Roste, im Schwed. Rost, im Pohlnischen Roszt, im Böhm. Rosst.
Gemeiniglich hält man die Bedeutung eines Bratrostes für die erste und
ursprüngliche, leitet selbige von rösten ab, und siehet alle übrige Fälle als
Figuren derselben an. Das Osnabrück. Röster und Holländ. Rooster, ein Bratrost,
stammen ohne Zweifel von diesem Zeitworte ab, und bedeuten, vermöge der
Ableitungssylbe -er, ein Werkzeug zum Rösten. Allein unser Rost hat zuverlässig
einen höhern Ursprung, und ist ein Abkömmling von dem Zeitworte reisen, welches
unter andern auch eine Bewegung in die Länge bedeutet, so daß es ein naher
Verwandter von Reis, Sprosse u. s. f. ist, und zunächst die langen Stäbe
bezeichnet, woraus ein Rost bestehet. Da s und t immer mit einander abwechseln,
und für reisen auch reiten üblich war, so siehet man bald, daß das Lat. Radius,
unser Ruthe, Reitel, das Lat. Rete, und mit vorgesetztem Gaumenlaute auch
Crates und Craticula, ein Rost, nebst hundert andern mehr zu dieser
Verwandtschaft gehören. Überhaupt ist das Zeitwort reisen, welches ehedem eine
Bewegung nach allen Richtungen bezeichnete, das Stammwort von allen diesen
Wörtern, welche Rost lauten, so verschiedene Dinge sie auch dem ersten
Anscheine nach bezeichnen.
S. Reisen Anm. [
1167-1168]