2. Ringen
, [
1123-1124] verb. irreg. ich ringe, du
ringest, oder ringst, er ringet, oder ringt; Imperf. ich rang; Mittelw.
gerungen; Imperat. ringe. Er stammet mit Ring aus einer und eben derselben
Quelle her, unterscheidet sich aber außer der irregulären Form von dem vorigen
auch in dem weitern Umfange der Bedeutung, indem es so wohl eine heftige
Bewegung nach allen Seiten, als auch eine solche im Kreise bezeichnet. Es ist
in doppelter Gestalt üblich. I. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben,
heftige mit Bemühung, das Hinderniß zu überwinden, verbundene Bewegungen nach
allen Richtungen machen. 1) Eigentlich.
Und wie sehr die Kröte rang Und den Leib zu schwimmen zwang,
Lichtw.
Wo es besonders von der Bemühung gebraucht wird, mit bloßen
Händen, ohne ein anderes Gewehr oder Werkzeug, seinen Gegner zu überwältigen
suchen, besonders so fern es mit in einander geschlungenen Armen geschiehet,
welches im Nieders. mit dem dieser Mundart vertraulichen Blaselaute wrangen
genannt wird. Sie rangen mit einander; wo es von einigen ohne Roth als ein
Reciprocum gebraucht wird, sich mit jemanden ringen. Da rang ein Mann mit
Jacob, 1 Mos. 32, 24. In weiterer Bedeutung gebrauchen Ottfried und Notker
dieses Zeitwort für streiten, eine Schlacht liefern; in welchem Verstande es
aber veraltet ist. 2) Figürlich, sich mit Anstrengung aller Kräfte, mit
Bemühung alle Hindernisse zu überwinden, bestreben. Epaphras ringet für euch
mit Gebeth, Col. 4, 12; besser im Gebethe.
Ich seh es, daß dein Herz in meinem Arme ringt, Weiße.
Mit dem Tode ringen, in äußerster Gefahr des Todes seyn, und
demselben mit allen Kräften zu entgehen suchen. Mit einer schweren Arbeit
ringen. So viel Gefahren, mit welchen ihr ihn ringen saht, Raml.
Und wenn wir noch so sehr mit unsrer Neigung ringen, Die Liebe
läßt sich nicht, wie unser Herz, bezwingen, Weiße.
Ingleichen mit dem Vorworte nach. Nach etwas ringen, dasselbe
mit Anstrengung aller Kräfte erlangen suchen. Ich wil nah ir hulde ringen alle
mine lebenden tage, Markgr. Otto von Brandenburg. Wie sie nah lobe ranc, die
Winsdeckinn. Nach Ehre, nach Lob ringen.
S. auch Erringen, in welchem der Begriff der heftigen
Anstrengung der Kräfte in manchen Fällen gemindert wird. II. Als ein Activum,
im Kreise herum drehen; doch nur von biegsamen Körpern und gleichfalls mit dem
Nebenbegriffe der angestrengten Kraft, wofür man auch winden gebraucht. Die
Wäsche ringen, sie winden, sie zusammen drehen, damit das Wasser heraus laufe.
Im Nieders. mit dem vorgesetzten Blaselaute wringen, Angels. wringan, Englisch
to wring, wovon auch die Franzosen ihr fringuer, und die Färber ihr fringiren
haben. (
S. auch Ausringen.) Sich wie ein Wurm ringen, krümmen
und winden. Die Hände ringen, als ein Zeichen der höchsten Angst. Sich den Bast
von den Händen ringen, die Haut. Seine Hände los ringen, wenn man von jemanden
gehalten wird. Jemanden die Pistole aus der Hand ringen. In welchen letztern
Fällen sich der Begriff der kreisförmigen Bewegung verlieret, und nur die
Bestrebung nach allen Richtungen übrig bleibt. So auch das Ringen. Anm. Schon
bey dem Ottfried ringan, in der Niederdeutschen Mundart wringen, und im Schwed.
mit einem andern Endlaute vrida, Angels. vrithan. Die Endsylbe gen scheinet
hier ein Intensivum zu bezeichnen. Das Stammwort wäre also wieder reinen,
rinen, welches ehedem eine Bewegung so wohl in die Krümme, als auch nach einer
jeden andern Richtung bedeutet hat.
S. Ring. Anm. und Rund. [
1125-1126]